In Island, wo man mit der Krone bezahlt und an die Existenz von Elfen glaubt, rüttelt die Finanzkrise mittlerweile an Grundfesten. Das bringt auch für Geir Haarde massive Sorgen mit sich. Der isländische Premierminister musste in dieser Woche eingestehen, dass das kleine Land im hohen Norden vor dem Bankrott steht. Seine dramatische Rede an die Nation schloss Haarde mit ebensolchen Worten: "Gott segne Island."

Einer der Vertreter des Angesprochenen auf Erden - zumindest sehen das nicht wenige so -, Josef Ratzinger, kann ja vielleicht etwas tun für die Isländer. "Wer das Haus seines eigenen Lebens nur auf sichtbare und materielle Dinge wie Erfolg, Karriere und Geld aufbaut, der baut auf Sand", mahnte er ganz grundsätzlich in seiner Rolle als Papst Benedikt XVI. jüngst ein. Und gerade so, als wäre es für seine Anhänger nicht eh selbstverständlich, beeilte er sich hinzuzufügen: "Nur das Wort Gottes ist die einzig dauerhafte Realität." Wenn da der Erfolg nicht sichtbar wird!

Schlimmer als die Realität ist aber ohnehin meist die Wirklichkeit. Einer, bei dem es sehr gut möglich ist, dass er das tagtäglich aufs Neue erfährt, ist George W. Bush. Der scheidende US-Präsident kam mit der Finanzkrise seiner eigenen Ansicht nach bisher ziemlich gut klar, und er wurde auch nicht müde, sich selbst Rosen zu streuen: "Wir haben mutig gehandelt, um zu verhindern, dass die Krise an der Wall Street zu einer Krise in den Gemeinden im ganzen Land wird", sagte er nach der Verabschiedung des 700 Milliarden Dollar schweren Rettungspakets.

Wie feige müssen dem US-Präsidenten demgegenüber die vielen Börsianer vorkommen, die nun wie die Kaninchen vor der Schlange sitzen und zusehen müssen, wie ihnen das Fell über die Ohren gezogen wird. "Viel Arbeit und wenig Brot", beschrieb ein Börsehändler in Frankfurt dieser Tage seinen Job. "Game over - bitte Münzen einwerfen", übte sich ein anderer in Sarkasmus.

In der Schweiz sprachen Marktbeobachter unterdessen und angesichts der Massenpanik an den Börsen treffend von "Bungee Jumping ohne Gummiseil". Und der Händler Paul Law in Hong Kong gab die folgenden bleibenden Worte von sich: "Ich halte es nicht mehr aus, dem Markt zuzusehen. Es ist herzzerreißend. Und ein Ende der Verluste ist absolut nicht in Sicht. Ich werde mich jetzt hinsetzen und beten."

Und Christoph Leitl, bei dem nicht der leiseste Zweifel besteht, dass er nicht wüsste, wie es uns allen geht, wenn es der Wirtschaft nicht gut geht, hält kurz inne - "Mir wird bei den Dimensionen - schon bei einzelnen Instituten - ehrlich gesagt schwindlig" -, blickt dann aber sofort nach vorn: Es brauche jetzt die Bundesstaatsreform, sagte der WKÖ-Chef in dieser Woche, denn "da liegen Goldminen versteckt, wir brauchen sie nur auszubuddeln". (red)