Foto: AP

Tschetschenien ist offiziell eine autonome Republik im Bestand der Russischen Föderation. Jahrelang befand sich die nordkaukasische Region im Krieg mit Moskau. Rund 160.000 Menschen sind seit 1994 durch Krieg und an dessen Folgen gestorben, schätzt ein vom Kreml ernannter hochrangiger tschetschenischer Beamter, der Staatsratsvorsitzende Taus Dschabrailow. Heute gilt Tschetschenien unter der eisernen Faust Moskaus als "befriedet". Die Tschetschenen wählen am Sonntag ihr Regionalparlament.

Foto: Reuters

Die vorangegangene Parlamentswahl im November 2005 war der dritte und letzte Schritt eines Prozesses zur politischen Neuordnung der Teilrepublik, den Moskau eingeleitet hat. Schritt eins und zwei: das Verfassungsreferendum im März 2003 und die Präsidentenwahl im Oktober 2003. Bei der Volksabstimmung stimmten nach offiziellen Angaben 95,5 Prozent für die neue Verfassung, die einen Verbleib Tschetscheniens in der Russischen Föderation festschreibt. Und bei der Wahl wurde Ahmat Kadyrow zum tschetschenischen Staatsoberhaupt gekürt.

Foto: AP

Kadyrow kam am 9. Mai 2004 durch einen Bombenanschlag ums Leben. Sein Sohn, Ramsan Kadyrow (links im Bild), wurde im Februar 2007, nachdem er das gesetzliche Mindestalter von 30 Jahren erreicht hatte, vom damaligen russischen Präsidenten Wladimir Putin als Präsident Tschetscheniens vorgeschlagen. Das Parlament bestätigte diese Entscheidung im März 2007. Kadyrow jun. galt schon zuvor als der wahre Machthaber in der Provinz. Menschenrechtsorganisationen werfen ihm vor, als Chef einer umstrittenen Miliz für Morde, Entführungen und Vergewaltigungen verantwortlich zu sein.

Foto: AP

Tschetschenien war stets Schauplatz von Kämpfen seiner Ureinwohner gegen Griechen, Römer, Araber, Perser, Mongolen, Türken und schließlich Russen. Deportation, Flucht, Tötung prägen die Geschichte der angestammten Bevölkerung. Nach der kommunistischen Oktoberrevolution von 1917 wurde Tschetschenien 1922 autonomes Gebiet, das in den 30er Jahren mit Inguschetien zusammengelegt wurde. 1936 erhielt es den Status einer Autonomen Sowjetrepublik ("Tschetscheno-Inguschetien").

 

Foto: AP

Unter Stalin wurden 1944 mehr als 500.000 Tschetschenen und Inguschen nach Kasachstan und Mittelasien deportiert. Der sowjetische Geheimdienst NKWD warf ihnen vor, mit der Deutschen Wehrmacht kollaboriert zu haben. 1957 erlaubte ihnen der damalige Staats- und Parteichef Nikita Chruschtschow die Rückkehr, doch vielen starben schon zuvor.

Foto: EPA

Unter Präsident Dschochar Dudajew erklärte Tschetschenien am 27. November 1991 seine Unabhängigkeit als "Republik Itschkerija", was Moskau nicht anerkannte. Tschetschenen und Inguschen trennten sich voneinander. Nach mehreren misslungenen Destabilisierungs- und Anschlagsversuchen auf Dudajew sandte Russland im Dezember 1994 Truppen. Der Krieg endete im August 1996 mit einem Friedensvertrag.

 

Foto: EPA

Im August 1999 überfielen tschetschenische Rebellen Dörfer im benachbarten Dagestan und wollten eine "Islamische Republik" im Kaukasus ausrufen. Eine Serie schwerer Explosionen erschütterte im September 1999 Russland, zwei Häuser in Moskau wurden durch Bomben zerstört, fast 300 Menschen wurden getötet. Der damalige (und aktuelle) russische Ministerpräsident Wladimir Putin kündigte daraufhin an, Tschetschenien wieder unter die Kontrolle Moskaus stellen zu wollen. Im Oktober 1999 marschierte die russische Armee in Tschetschenien ein. (APA/red)