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Martti Ahtisaari, der mit dem Friedensnobelpreis 2008 ausgezeichnet wird, blickt auf eine beispiellose Karriere als Diplomat, internationaler Emissär, Staatspräsident und Top-Vermittler zurück.

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Der am 23. Juni 1937 im karelischen Viipuri (heute russisch: Wyborg) geborene Preisträger hat eine beeindruckende Bilanz vorzuweisen: Mit Mitte Dreißig wurde er 1973 finnischer Botschafter in Tansania. Von 1977 bis 1981 leitete er als UNO-Hochkommissar den Unabhängigkeitsprozess in Namibia. 1984 wurde er stellvertretender UNO-Generalsekretär. Von September 1992 bis April 1993 leitete er eine internationale Arbeitsgruppe für Bosnien-Herzegowina, dann wurde er zum UNO-Sondergesandten für Ex-Jugoslawien ernannt.

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1994 wurde Ahtisaari als Kandidat der Sozialdemokraten als erster Staatspräsident Finnlands direkt vom Volk gewählt. Im Juni 1999, zweieinhalb Monate nach dem Beginn des Kosovo-Krieges und noch während seiner Amtszeit als finnischer Präsident, überzeugte er binnen Stunden den damaligen jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic von einem Friedensplan. Milosevic zog die serbischen Truppen aus dem Kosovo ab, die NATO beendete ihre Luftangriffe gegen Belgrad.

In Österreich wurde Ahtisaari im folgenden Jahr zum Begriff, als ihn die EU-14 zum Leiter der "Drei Weisen" machten, die im Zusammenhang mit den Sanktionen der EU-14 nach Bildung der schwarz-blauen Regierung die innenpolitische Lage ausleuchteten. Einen seiner größten internationalen Erfolge verbuchte Ahtisaari dann im Jahr 2005, als er binnen sieben Monaten ein Friedensabkommen für die indonesische Provinz Aceh vermittelte, die davor fast 30 Jahre lang von einem blutigen Bürgerkrieg zerrissen war.

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In den vergangenen Jahren war der Vermittler-Profi mehrmals für den Friedensnobelpreis nominiert. Als die renommierte Auszeichnung entgegen den Erwartungen an den aus Bangladesch stammenden Wirtschaftsprofessor Muhammad Yunus ging, machte der in eigener Sache weniger diplomatische Finne, aus seiner Enttäuschung keinen Hehl. Die Kritik Belgrads, das Ahtisaari wiederholt Einseitigkeit vorwarf, ließ er stets an sich abgleiten. Ebenso verschiedene serbische Medien-Attacken, die unter anderem seinen Vater in die Nähe von Nazi-Verbrechen rückten.

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Dabei war Ahtisaari ursprünglich selbst gegen die Unabhängigkeit des Kosovo. In seinem Buch "Mission in Belgrad" (2001) hatte er noch geschrieben, die Unabhängigkeit der Provinz würde das empfindliche Gleichgewicht auf dem Balkan in Gefahr bringen, weshalb sie wenigstens zurzeit nicht zu akzeptieren sei. Ahtisaari ist seit 1968 mit seiner Frau Eeva Irmeli verheiratet. Die beiden haben einen erwachsenen Sohn, den IT-Spezialisten und Jazz-Musiker Marko Ahtisaari. (Von Andreas Stangl/APA)