Giftige Chemikalien, mit denen Millionen von Frachtcontainern weltweit in den Häfen entkeimt werden, bedrohen einer Hamburger Studie zufolge die Gesundheit vieler
Hamburg - Auch Desinfektion kann krank machen, obwohl sie die Bevölkerung eigentlich schützen sollen. Eine deutsche Untersuchung hat gezeigt, dass sich die gefährlichen Gase teilweise auch auf den eingeführten Waren ablagern. Verunreinigt waren etwa Lebensmittel, Elektrogeräte, Matratzen, Kleidung und Schuhe, wie Forscher vom Hamburger Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin auf dem Europäischen Lungenkongress in Berlin berichteten.
Hautallergien, Asthma und Lungenentzündung
Die Rückstände der chemischen Mittel könnten unter anderem Hautallergien, Atembeschwerden und Asthmaanfälle auslösen, schreiben die Forscher - sogar in geringen Dosen. In höheren Konzentrationen könnten sie auch zu Lungenentzündungen und Lungenödemen führen. Einige der Gase gelten als krebserregend.
Weil der internationale Handel wächst und daher Millionen von Frachtcontainern kreuz und quer durch die Welt reisen, haben viele Länder strenge Desinfektionsregeln in ihren Häfen eingeführt. Damit wollen sie verhindern, dass bestimmte Tier- und Pflanzenarten sowie gefährliche Mikroorganismen eingeschleust werden. In der Regel werden die Container mit Gasen - auch mit Pestiziden - desinfiziert. Diese Substanzen stellen der Studie zufolge nicht nur für die Hafenarbeiter ein Gesundheitsrisiko dar, sondern auch für die Verbraucher.
Keine Warnhinweise
Die Wissenschafter haben zweieinhalb Jahre lang in den großen Häfen Hamburg und Rotterdam die Luftqualität von Containern untersucht - und zwar mit 200 Proben aus Hamburg und 300 aus Rotterdam. Zuvor hatten die Forscher Messmethoden entwickelt, mit denen auch winzige Konzentrationen der am häufigsten eingesetzten Desinfektionsmittel entdeckt werden können. So war bei fast einem Fünftel der Container die erlaubte Menge an giftigem 1,2-Dichlorethan überschritten. Die Hamburger Forscher beklagten, dass es keinerlei Warnhinweise auf den Containern gebe. (APA/dpa)