Wer in der EU-Kommission den Ideen der Beamten für eine europäische Einwanderungspolitik lauscht, der bekommt nichts von dem Populismus zu hören, der in den Nationalstaaten grassiert. Anstatt die Migration aus Afrika nach Europa zu dämonisieren, will man sie als positives Element für beide Kontinente künftig besser strukturieren und managen, so das Credo im Berlaymont-Gebäude.

In der Kommission glauben auch viele, dass die Abschottung durch vermehrten Grenzschutz und ohne Bekämpfung der illegalen Beschäftigung in der EU und dem damit verbundenen Sozialdumping, ineffizient ist. Und verlogen.

Beim EU-Afrika-Gipfel im Vorjahr wurde eine neue Partnerschaft für Migration, Mobilität und Beschäftigung begründet. Nun wurde ein Informationszentrum für Migranten, das von der EU-Kommission gesponsert wird, in Mali eröffnet. Ein weiteres könnte in Senegal entstehen. Potenzielle Migranten, aber auch Rückkehrer sollen sich über rechtliche Möglichkeiten und Grenzen informieren können. Zusätzlich soll die afrikanische Diaspora in Europa stärker in einen „strukturierten Dialog" eingebunden werden, um die Entwicklung in der Subsahara zu fördern.

Mit dem Zentrum in Mali kommt die EU den afrikanischen Migranten erstmals außerhalb von Europa entgegen. Ohne den Stacheldraht zu zeigen zwar, aber auch ohne große Angebote. Denn zurzeit ist eine Jobvermittlung in Richtung Europa in dem Zentrum nicht vorgesehen. Brüssel will eher schnell über aktuelle Flüchtlingsströme Bescheid wissen. Langfristig aber wird Europa nicht umhin können, legale Migration zuzulassen, wenn es will, dass umgekehrt illegale Migration vor Ort in Afrika eingedämmt wird.  (DER STANDARD, Printausgabe, 7.10.2008)