Die Landesgalerie-Ausstellung "Politische Skulptur" bearbeitet die Frage, wie das Werk der Bildhauer etwa von Ludwig Kasper in den politischen und gesellschaftlichen Systemen vor und nach 1945 funktionierte.

Foto: Ernst Grilnberger

Linz - Große Söhne einer Stadt sind meist Referenzen, die es mit Kommunalehren hochzuhalten gilt. Demgegenüber stehen mitunter Söhne, die zur Erblast werden. Kaum eine Stadt lebt diesen Gegensatz so wie Linz. Einer kleiner Auszug des historischen "Who is who" : Johannes Kepler (lebte von 1612 bis 1626 in Linz), Adalbert Stifter (ab 1848), Anton Bruckner (Domorganist in Linz). Und: Adolf Hitler (1903 bis 1908). Die Pläne des späteren Diktators für Linz dokumentiert nun die Ausstellung "Kulturhauptstadt des Führers".

Die Linzer Jahre sind für Hitler prägend. Hier wird seine Leidenschaft für Richard Wagner entfacht, hier frönt er dem Zeichnen und Malen. Und in Linz - damals deutschnational dominierte Provinzhauptstadt - wird er politisch sozialisiert. Die Träume des Braunauer Jungen werden für kurze Zeit Realität, als er, zum Diktator aufgestiegen, im März 1938 in seine Heimat einfällt und die Patenschaft für die Stadt übernimmt.

Linz wird 1939 eine der fünf "Führerstädte". Und es werden gigantische Neugestaltungspläne geschmiedet, die großteils unrealisiert bleiben. Man trägt in Linz bis heute mitunter schwer an der Last der Vergangenheit. Obwohl kaum eine Stadt im deutschsprachigen Raum so bemüht ist, ihre NS-Vergangenheit aufzuarbeiten.

So beschloss etwa 1996 der Linzer Gemeinderat einstimmig eine umfassende wissenschaftliche Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus. Unter Beteiligung von 50 Wissenschaftern aus dem In- und Ausland wurden seither zehn größere Publikationen zur NS-Diktatur sowie zur Vorgeschichte und ihren Auswirkungen nach 1945 verfasst. Doch nicht jeder Oberösterreicher kann sich mit schonungslosen Blicken in die Vergangenheit anfreunden: Im heurigen Frühjahr haben sich noch 70 Prozent für einen Schlussstrich unter das Kapitel "Hitlers Linz" ausgesprochen.

Blaulicht und Führer-Präsente

Aber auch wenn man sichtlich bemüht ist, Licht in die dunkle Seite der Landeshauptstadt zu bringen, bleiben Schatten, die immer wieder für Diskussion sorgen. Vor wenigen Jahren sorgten etwa blaue Lichtschienen, die am Dach eines der beiden 1938 errichteten Brückenkopfgebäude installiert wurden, für Aufregung. Es stand die Frage im Raum, ob es zulässig sei, NS-Architektur nächtens zum leuchtenden Blickfang zu machen. Jüngst sorgte ein "Führer-Präsent" für Ärger. Studenten der Linzer Kunstuni hatten darauf aufmerksam gemacht, dass eine in einem kleinen Rundtempel am Bauernberg aufgestellte Bronzestatue der Aphrodite ein Geschenk Hitlers war.

Die Stadtväter reagierten schnell und verbannten Aphrodite in den Keller des Stadtmuseums Nordico. Kritik folgte, manch einer hätte lieber eine Zusatztafel an der Statue gesehen. Fast logisch also, dass auch das Team der Kulturhauptstadt Linz09 das kontroversielle Thema aufgegriffen hat.

Nach dem Projekt "Tiefenrausch" in den einstigen NS-Bunkern wird nun mit der Ausstellung "Kulturhauptstadt des Führers" auf den kulturpolitisch-zeitgeschichtlichen Hintergrund und das künstlerische Leben im Dritten Reich eingegangen. Für Intendant Martin Heller ergibt sich dadurch die Chance, nicht nur die Frage nach Opfer und Täter zu klären, sondern auch die nach der Kunst und Ästhetik in dieser Zeit.

Die Ausstellung sei vor Beginn des Kulturhauptstadtjahres gestartet worden, da Linz ein Recht darauf habe, später "in einem positiven und fröhlichen Sinn" wahrgenommen zu werden. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD/Printausgabe, 07.10.2008)