Was das leibliche Wohl angeht verlasse ich mich ganz auf Jorge und er versucht mit Leidenschaft, mir die mexikanische Küche näher zu bringen.

Foto: Katja Fleischmann

Jorge habe ich 2005 auf der Party einer gemeinsamen Freundin im spanischen Salamanca kennen gelernt. Ich war damals neu in der Stadt und durch den aufgeweckten Mexikaner lernte ich schnell jede Menge Leute kennen. Aus Bekanntschaften wurden Freunde und auch wenn wir nach einem Jahr Abschied nehmen mussten war mir klar, dass dieser nicht für immer sein wird.

Und tatsächlich, zwei Jahre später besuche ich Jorge in seiner Heimat Mexiko. "Stell dich darauf ein, dass du in ein Land der Dritten Welt fährst. Mexiko ist ein armes, aber auch ein schönes Land und ich hoffe, dass dir meine Heimat gefallen wird", schrieb er in einem der Mails, die wir vor meiner Abreise austauschten.

Und als ich vorsichtig anfragte, ob ich eine ganze Woche bei ihm bleiben könnte, meinte er ganz selbstverständlich, ich solle bleiben solange ich möchte, denn "mi casa es tu casa". Auf Deutsch bedeutet das "mein Zuhause ist dein Zuhause" und nach einer Woche in Mexiko City weiß ich, dass er das nicht nur mal eben so dahin gesagt hat.

Auch wenn sich unser Kontakt in den letzten Jahren auf ein paar Emails und einige wenige Unterhaltungen via Internet begrenzt hat, so war die alte Vertrautheit nach wenigen Tagen wieder da und ich fühle mich im Kreise seiner Familie herzlich aufgenommen. Durch sie ist es mir möglich die Stadt nicht nur mit den Augen einer Touristin zu sehen, sondern auch Einblicke in das Alltagsleben der Menschen hier zu gewinnen.


Alex und Guillermo auf der Suche nach originellen Videobotschaften, hier im Bild mit Ofelia. Foto: Katja Fleischmann

Ohne sie wüsste ich nicht, dass es die besten Tacos bei Don Güero um die Ecke gibt oder dass um neun Uhr früh ein Mitarbeiter der Müllabfuhr durch die Straßen läuft um mit einer Glocke zu signalisieren, dass der Müllwagen in zehn Minuten kommt. Mit Malin, der schwedischen Frau von Jorge, bin ich letzten Samstag in den nahe gelegenen Park gelaufen, wo sich Familien mit Kindern tummeln, um Schiffe im Wasser segeln zu lassen.


Ponyreiten in "la Marquesa", 40 Autominuten von Mexiko City entfernt. Foto: Katja Fleischmann

Und mit der ganzen Familie sind wir tags darauf nach "La Marquesa" gefahren, einem Naherholungsgebiet außerhalb der Stadt, wo man Ponyreiten und Spazieren gehen und wunderbar essen kann. Ich weiß nun auch, dass die riesigen Cornflakes-Packungen aus dem überdimensionalen Supermarkt kommen und dass es auf dem Markt ums Eck viele Sorten Obst gibt, die ich noch nie zuvor probiert habe.Oft sind es Kleinigkeiten, die mir auffallen, aber sie helfen mir, besser zu verstehen wie das Leben in dieser Großstadt funktioniert.

Aus einer Woche sind inzwischen zehn Tage geworden und Jorge spricht bereits davon, was wir dieses Wochenende unternehmen könnten. Tja, so fühlt sich mexikanische Gastfreundschaft an! (Katja Fleischmann)