Der finnische Mobiltelefon-Hersteller Nokia hat sich lange Zeit gelassen. Die Antwort des Weltmarktführers auf Apples Mobilfunkoffensive sollte wohl geplant und deutlich werden. Nun hat der Konzern mit dem 5800 XpressMusic sein erstes Touchscreen-Handy präsentiert und im Fahrwasser auch noch einen Musik-Download-Dienst an Land gezogen.

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Die Idee dahinter ist einleuchtend: Dank schneller Funkverbindungen über WiFi und UMTS/HSDPA und multimedialer Funktionalität der Endgeräte sollen Konsumenten ihre Lieblingslieder von unterwegs aus beziehen können - und Nokia will sich dieses Geschäft nicht entgehen lassen. Über den Nokia Music Store können Kunden Musik kaufen und sie direkt auf das Handy laden. Nokias Dienst - "Comes With Music" getauft - wird von allen großen Plattenstudios und einigen unabhängigen Labels unterstützt und soll ab dem 16. Oktober zunächst für Nutzer in England "Millionen" von Songs bereit stellen.

Unlimitiert

Nokia bietet passend dazu ausgewählte Mobiltelefone an. Im Kaufpreis enthalten ist dann ein einjähriger unlimitierter Zugang zur Musikbibliothek. Ist das Abonnement nach einem Jahr abgelaufen, dürfen sämtliche Songs auf dem registrierten Handy und PC behalten werden. Aber: Einen neuen Zugang gibt es erst bei Anschaffung eines neuen "Comes With Music"-Handys. So will Nokia den Absatz antreiben.

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Das neue Touchscreen-Handy Nokia 5800 XpressMusic bildet die Speerspitze dieser Strategie. Mit einem hochauflösenden 3,2 Zoll großen Display mit 640 mal 360 Bildpunkten und 16 Millionen Farben, 3,2-Megapixel-Kamera mit Carl-Zeiss-Tessar-Objektiv und 8 Gigabyte großer mitgelieferter MicroSDHC-Speicherkarte, will Nokia der Konkurrenz Paroli bieten.

Die Navigation erfolgt per Finger, mitgeliefertem Stylus oder per beigepacktem Plektrum komplett über den Bildschirm, zwei Tasten zum Annehmen und Beenden von Anrufen sowie ein Menü-Knopf ergänzen die Steuerung.

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Als Besonderheit der Menüführung des eingesetzten Betriebssystems Symbian S60 (fünfte Edition) sieht der Hersteller die Optimierung auf Touchscreen-Geräte. Beispielsweise verfügt das Gerät auch über einen Lagesensor, der für die automatische Anzeigeausrichtung im Hoch- oder Breitformat verantwortlich ist.

In einer Kontaktleiste am Startbildschirm weist das Handy alle wichtigen, häufig angewählten, Kontakte auf, denen sämtliche Informationen wie Kurzmittelungen, Emails, Gespräche und Fotos beigefügt werden.

SMS, Emails und Suchanfragen tippt man über eine virtuelle Tastatur ein, die bei jedem Anschlag ein kleines Vibrationsfeedback zurückgibt. Alternativ steht eine Handschrifterkennung zur Verfügung.

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Zur mobilen Plattform machen das 5800 XpressMusic ein Email-Client (POP3, IMAP4) und ein Internet-Browser, der wie Safari und Google Chrome auf dem WebKit basiert. Flash-Lite 3.0 und Java-Script werd von Haus aus unterstützt, um die meisten Webseiten im Netz darstellen zu können.

Der installierte Medienplayer soll Bilder, Musik und Videos "üblicher Formate" abspielen (MP3, AAC, M4A, WMA, MIDI, 3GP, H.263, MPEG-4, H.264) und liefert einen Equalizer zum akustischen Fine-Tuning. Der Ton wird über die integrierten Stereo-Lautsprecher oder über eine 3,5 mm-Klinke-Buchse an Kopfhörern ausgegeben. Optional kann via Bluetooth 2.0 EDR auch ein Stereo-Audio-Funkhörer angesprochen werden.

Die Kamera zeichnet auf Wunsch auch Videos im Display-Format bei 30 Bildern pro Sekunde auf. Zwei LED-Lichter sorgen für die korrekte Ausleuchtung. Die zweite Kamera an der Forntseite erlaubt Videotelefonie.

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Das Handy misst 111 x 51,7 x 15,5 mm und hat ein Gewicht von 109 Gramm. Der Akku soll im UMTS-Betrieb eine Sprechzeit von maximal 5 Stunden erlauben, im GSM-Netz sind es 9 Stunden. Musik spielt das Handy bis zu 35 Stunden durchgehend, bei Videos schafft es mit einer Akkuladung bis zu 5 Stunden Spieldauer.

Um die Softwareentwicklung voranzutreiben wurden für Entwickler bereits ein passendes Software-Developement-Kit und entsprechende Programmierwerkzeuge vorgestellt.

Wann und wo?

Das 5800 XpressMusic wird bis zum ersten Quartal 2009 auch im deutschsprachigen Raum erhältlich sein. Wenn der Deal mit dem Music Store unter Dach und Fach ist, wird es ein Paket mit Musik-Flatrate geben. Der Preis samt Musik-Flatrate und ohne Subvention der Mobilfunbetreiber soll bei rund 330 Euro liegen - eine Kampfansage. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 2. Oktober 2008)

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