Buchautor und Mitbegründer der Sir-Karl-Popper-Schule Andreas Salcher wirbt im Kurier als Schüleranwalt. Wie er das tut, gefällt den Wiener Direktoren nicht.

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Wien - Der Wiener Direktorenverein (WDV) hat heute, Donnerstag, die aktuelle Werbekampagne für den "Kurier"-Schüleranwalt Andreas Salcher öffentlich kritisiert. In einer Aussendung an österreichische Medien und prominente Bildungspolitiker sprechen die AHS-Direktoren von einem "Aufruf zur 'Vernaderung' und Denunziation von Schulen", der vehement abzulehnen sei. "Kurier"-Chefredakteur Christoph Kotanko verteidigte die Kampagne gegenüber der APA.

Reißerische Sprache, die "niedrige Instinkte" anspricht

Die Wiener AHS-Direktoren betonen in dem Schreiben, prinzipiell keine Einwände gegen die Tätigkeit eines "Schüleranwalts" zu haben - sofern diese "von seriöser Recherche und objektiver Berichterstattung getragen" sei. Im "Kurier"-Inserat werde Salcher aber mit reißerischer Sprache beworben, die "niedrige Instinkte" anspreche und Angst erzeuge. "Sie ist nicht lösungsorientiert, sondern zielt auf Konflikte ab und entlarvt somit die Absicht des Autors", heißt es in dem Schreiben des WDV-Vorstandes, das auch an SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied ging. Die Schulleiter fordern, "geeignete Maßnahmen" zu setzen, um "diese negative Darstellung der österreichischen Schulen zu beenden".

Anlass für die Aufregung ist ein Sujet mit dem Titel "Klassenzimmer des Grauens", das Schüler, Eltern und Lehrer animieren soll, sich bei Problemen an "Schüleranwalt" Salcher zu wenden. Der ehemalige Wiener ÖVP-Gemeinderat und Mitbegründer der Sir-Karl-Popper-Schule für Hochbegabte hatte zuletzt in seinem Buch "Der talentierte Schüler und seine Feinde" das Schulsystem als leistungsfeindlich angeprangert. Im "Kurier" bespricht er jeden Montag auf zwei Seiten Schulprobleme.

"Nicht gerechtfertigte Vorwürfe"

"Kurier"-Chefredakteur Kotanko spricht gegenüber der APA von "überhaupt nicht gerechtfertigten Vorwürfen" gegen die Kampagne. Wenn die Direktoren oder Lehrer sich attackiert fühlten, beruhe das auf einem Missverständnis. Das Klassenzimmer sei als "Ort der Handlung" nur logisch, die Ästhetik im Stil eines Filmplakats für einen Thriller schaffe die notwendige Aufmerksamkeit in der Zielgruppe. Angst sei bewusst als bestimmendes Thema der Kampagne gewählt worden. Salchers Erfahrungen hätten gezeigt, dass sie Ursache der Probleme von Schülern sei. "Sie haben Angst, Angst vor ungerechten Noten, Angst vor der Reaktion der Eltern, vor dem Versagen. Dieses Gefühl trifft das Plakat." (APA)