"Boarding Gate" - Erschienen bei Ascot Elite, Region 2

Foto: Ascot

Olivier Assayas ist einer der umtriebigsten Filmemacher Frankreichs. Jahr für Jahr erscheint eine neue Arbeit, zuletzt "L'heure d'été", das Porträt einer Familie in Turbulenzen. "Boarding Gate" heißt der Film, den er 2007 herausbrachte. Wie spielerisch Assayas seinen Stil variiert, lässt sich an diesem seltsamen Hybrid zwischen obsessiver Paargeschichte und Gangsterthriller ermessen.

Im Mittelpunkt steht die italienische Schauspielerin Asia Argento, eine Grenzgängerin, bei der Leben und Rollen verschwimmen - wobei davon wohl vieles Projektionen entstammt. Argentos Präsenz ist außerordentlich: katzenhaft unberechenbar, ein wenig verrucht, latent gefährlich. Man merkt "Boarding Gate" an, wie sehr er an dieser Aura mitnaschen will.

Erzählerische Konsistenz ist zweitrangig. In der ersten Hälfte ficht Argento, die die Drogenhändlerin Sandra spielt, ein Duell mit einem Wirtschaftshai (Michael Madsen) aus. Die beiden hatten eine Affäre, die erotische Anziehung schlägt abrupt um in Gewalt. Sandra muss nach Hongkong flüchten, dort beginnt die Gangsterwelt.

"Boarding Gate" ist vor allem deshalb sehenswert, weil Genre und Darstellerin eine verführerische Symbiose eingehen. Der Film fantasiert eine wilde Welt voller Gefahren herbei und sieht dann lässig dabei zu, wie sich die Heldin tapfer durchschlägt. (Dominik Kamalzadeh / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.10.2008)