Berlin - Wenn die CSU-Granden am Freitag in Rott am Inn aufmarschieren, dann rückt der Streit um die Zukunft der Partei kurz in den Hintergrund. Am 3. Oktober gedenkt man des 20. Todestages von Franz Josef Strauß, doch es wird eine Feier mit bitterem Beigeschmack. Sein Erbe, die absolute Mehrheit, ist verspielt. "Es ist meine große Sorge, dass nach mir der Abstieg der CSU unter die 50-Prozent-Grenze kommen könnte" , befürchtete er zu Lebzeiten.

Strauß war für alle bayerischen Ministerpräsidenten nach ihm gleichermaßen Vorbild und Mahnung. In Bayern erreichte er barocke Mehrheiten, im Bund aber blieb ihm sein Traumjob versagt. Der Mitbegründer der CSU wurde Verteidigungsminister (1956) und sanierte zehn Jahre später als Finanzminister in der ersten großen Koalition Deutschlands gemeinsam mit SPD-Wirtschaftsminister Karl Schiller den Haushalt. Strauß, der kräftig austeilte und Gegner als "Ratten und Schmeißfliegen" beschimpfte, überstand zahlreiche Affären, schaffte es aber 1980 nicht, Bundeskanzler zu werden - eine Niederlage, die sein politischer Ziehsohn Edmund Stoiber mit ihm teilt. (bau/DER STANDARD, Printausgabe, 2.10.2008)