Männlicher Buntbarsch aus dem Viktoriasee.

Foto: Inke van der Sluijs

London - Dass die Schönheit im Auge des Betrachters liegt, hat im Tierreich einmal mehr seine Bestätigung gefunden. Genauer: im Auge der Betrachterin, wie Schweizer Biologen bei der Untersuchung von afrikanischen Buntbarschen im Viktoriasee herausgefunden haben.

Forscher rund um den Evolutionsbiologen Ole Seehausen konnten nämlich erstmals nachweisen, dass die Selektion im Fall der Buntbarsche auf eine unterschiedliche Wahrnehmung der Farben zurückzuführen ist, wie sie im Wissenschaftsmagazin "Nature" (Bd. 455, S. 620) berichten. Weibchen, die besser Blau sehen, bevorzugen einen schillernd blau gefärbten Sexualpartner. Weibchen, deren Rezeptoren das rote Farbspektrum besser erkennen, wählen hingegen ein Männchen im roten Kleid.

Die unterschiedlichen Pigmente in den Rezeptoren der Augen konnten die Forscher anhand ihrer DNA- und Protein-Sequenzen unterscheiden. Die DNA-Sequenz der Gene, die den Augenpigmenten zugrunde liegt, zeigt, dass die Spezialisierung unter natürlicher Selektion entstanden ist. Neue Arten entstehen nach Überzeugung der Forscher, wenn sich das Lichtspektrum mit der Wassertiefe nur langsam ändert.

Die Forschungsresultate liefern nicht nur eine neue Erklärung für Artentstehung, sondern auch für den drastischen Einbruch der Artenvielfalt im Viktoriasee, dessen Wasser durch Verschmutzung trüb wurde. Das hat in kurzer Zeit die Anzahl der Buntbarsch-Arten von 500 auf 250 reduziert. (APA, tasch/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2. 10. 2008)