Auch SPÖ-Chef Werner Faymann wurde am Mittwoch in der Hofburg von Bundespräsident Heinz Fischer empfangen. Einen Auftrag zur Bildung einer neuen Regierung wird Faymann aber erst nächsten Mittwoch bekommen, wenn das amtliche Endergebnis der Wahl vorliegt. Erster Ansprechpartner ist die ÖVP. 

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Wien - Der rote Klubchef wird aller Voraussicht nach bleiben. Josef Cap hat zwar mitunter mit dem Ruf zu kämpfen, nicht der Allereifrigste zu sein und "die Arbeit nicht erfunden zu haben" , wie es ein Parteifreund ausdrückt, er hat den Klub aber gut im Griff. Und er kann gut mit Werner Faymann, was das wichtigste Argument für ihn ist.

Tatsächlich hat Cap als Klubobmann im Parlament vor allem die jüngsten Verhandlungen über das Abstimmen kreuz und quer durch alle Fraktionen gemeistert. Er hat mit Grünen und Blauen gut verhandelt. Sein verhasstes Gegenüber bei der ÖVP, Wolfgang Schüssel, dürfte ihm ohnedies abhanden kommen. Was ganz besonders für Cap spricht: Sollte doch keine große Koalition zustande kommen und Parteichef Faymann eine Minderheitsregierung probieren, wäre Cap derjenige, der mit allen, vor allem auch mit der FPÖ, reden kann.

Auf Regierungsebene dürfte es aber ein paar neue SPÖ-Gesichter geben. Als fix gilt das Ausscheiden von Erwin Buchinger. Nächster Sozialminister soll wieder ein Gewerkschafter werden. Genannt werden hauptsächlich der Chef der SPÖ-Gewerkschafter, Wilhelm Haberzettl, und Wolfgang Katzian von der Gewerkschaft der Privatangestellten. Denkbar ist aber auch eine Überraschung wie Bernhard Achitz, Leitender Sekretär im ÖGB.

Die aktuelle Bundesgeschäftsführerin Doris Bures will nach geschlagener Wahl wieder in die Regierung wechseln, als Frauenministerin hat sie einen guten Job gemacht. In ruhigeren Zeiten wird Faymann für die Parteizentrale auch jemanden anderen finden. Barbara Prammer soll weiterhin Nationalratspräsidentin bleiben.

Ungewiss ist die Zukunft von Norbert Darabos. Die SPÖ hat kein Interesse mehr am Verteidigungsressort. Ob sich für Darabos sein Wunschressort, das Innenministerium, ausgeht, ist mehr als fraglich. Er könnte wieder in die Parteizentrale wechseln.

Sollte die SPÖ das Finanzministerium besetzen, würde die Chefin Claudia Schmied heißen. Sie hat jahrelange Berufserfahrung im Bankenbereich und war von 1997 bis 1999 wirtschaftspolitische Beraterin von Finanzminister Rudolf Edlinger. Da das Finanzministerium lauf Faymann aber keine Bedingung ist, könnte Schmied auch Unterrichtsministerin bleiben.

Länderinteressen befriedigen

Abgelaufen ist die Zeit von Christoph Matznetter als Finanzstaatssekretär. Faymann soll nicht die höchsten Stücke von ihm halten. Beamtenstaatssekretär Andreas Schieder könnte durchaus zu Ministerweihen kommen.

Wer nicht kommt, ist Renate Brauner. Die Wiener Vizebürgermeisterin soll eines Tages Michael Häupl ablösen. Zu früh dürfte es auch für Laura Rudas sein. Sie soll erst ihre Runden als Abgeordnete drehen, auch wenn sie in der Partei als Jugendstaatssekretärin genannt wird. Wahrscheinlicher ist, dass sie Bildungs- oder Wissenschaftssprecherin im Parlament wird - beide Posten sind nach dem Abgang von Erwin Niederwieser und Josef Broukal vakant.

Und Alfred Gusenbauer, derzeit noch Bundeskanzler, wird ganz sicher nicht Außenminister, wie immer wieder kolportiert wird. Neu in die Regierung könnte die Wiener Stadträtin Ulli Sima aufsteigen. Auch aus anderen Bundesländern gibt es noch Interessen zu befriedigen. (völ, hei, go/DER STANDARD Printausgabe, 2. Oktober 2008/red)