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Jede neue Walgeneration wächst in einer lauteren Welt auf als ihre Vorgänger

Foto: REUTERS/Shedd Aquarium/Handout

Washington - Die Versauerung der Weltmeere durch Kohlendioxid hat einen unerwarteten Nebeneffekt: Sie macht die Ozeane lauter. Das schreibt eine Forschergruppe um Keith Hester vom kalifornischen Monterey-Bay-Aquarium im Fachblatt "Geophysical Research Letters" vom Mittwoch. Die zunehmende Emission des Treibhausgases Kohlendioxid erwärmt nämlich nicht nur die Atmosphäre: Ist mehr Kohlendioxid in der Luft, nehmen auch die Ozeane mehr davon auf, und es bildet sich mehr Kohlensäure. Nach Schätzung des Weltklimarats IPCC könnte dadurch der pH-Wert des Meerwassers bis 2050 um immerhin 0,3 Einheiten im Vergleich zur vorindustriellen Zeit sinken, das heißt saurer werden. Das ist aber nicht nur für Lebewesen schädlich, die Kalkschalen bilden. Mit der Chemie des Wassers ändert sich auch die Reichweite von Schallwellen darin - diese könnten künftig bis zu 70 Prozent weiter durchs Wasser gehen als heute.

Denn je saurer das Wasser ist, desto weiter kommt der Schall. Das gilt besonders für tiefe und mittlere Frequenzen unterhalb von etwa 3.000 Hertz, wie Meeressäuger sie hauptsächlich nutzen. Auch der menschliche Zivilisationslärm von Schiffen, Kraftwerken und ähnlichem spielt sich in diesem Bereich ab. Insbesondere im Atlantik könnten sich die Schallwellen künftig 70 Prozent weiter ausbreiten, haben die Forscher errechnet. Offen bleibt, ob Meeressäuger durch die verstärkte Weiterleitung von Hintergrundlärm ausschließlich beeinträchtigt werden - oder ob die nun höhere Reichweite ihrer eigenen Rufe dies kompensiert.

Seit dem Beginn der Industrialisierung ist der pH-Wert der Ozeane Schätzungen zufolge bereits um etwa 0,1 Einheiten kleiner geworden. "Das Wasser der oberen Ozeane erfährt gerade eine außerordentliche Veränderung seines fundamentalen chemischen Zustands in einer Geschwindigkeit, wie es sie auf der Erde seit Millionen Jahren nicht gegeben hat", schreiben die Wissenschaftler. Möglicherweise habe sich die Reichweite des Meeresschalls dadurch bereits um etwa zehn Prozent erhöht. So sei etwa vor der Küste Kaliforniens zwischen 1960 und 2000 ein Lärmanstieg gemessen worden, der sich nicht allein mit bekannten Faktoren wie Schiffsverkehr oder Wind erklären ließ. (APA/dpa/red)