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Der perfekte Babysitter: Matthias Steiner.

Foto: Rentz/Getty

Hamburg - Gewichtheber Matthias Steiner lebt auch sechs Wochen nach seinem Olympiasieg in Peking von der Sporthilfe. Er sei jedoch dabei, "ein richtiges Paket mit einem guten Konzept" zu schnüren, sagte der 26-jährige gebürtige Österreicher in einem Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". In den nächsten Tagen soll ein Vertrag mit einer Kölner Werbe-Agentur unterschrieben werden. Derzeit würden alle anderen Gewichtheber mehr verdienen als er. "Der Olympiasieger kriegt weniger als der Rest, aber ich habe mich darauf eingelassen, weil ich es ja über meine Leistung selbst in der Hand hatte, es zu ändern."

"Scheißmomente sind auch noch genug da"

Er sei jetzt zufriedener als vor den Olympischen Spielen, versicherte Steiner. "Zufrieden mit sich selbst zu sein ist Glück genug. Aber Scheißmomente sind auch noch genug da." Zwar lerne er gerade jetzt "wahnsinnig viele Menschen" kennen, jedoch merke er immer wieder: "Eigentlich bist du ein einsamer Mensch. Die wirklich gute neue Bekanntschaft hat schon am nächsten Tag viel weniger Interesse an dir. Das festzustellen tut weh. Man muss sich nicht so sehr um die neuen Freunde kümmern, sondern in erster Linie um die alten", sagte der Weinviertler, der am Freitag (16.30) in seinem Heimatort Obersulz geehrt wird.

Er denke jeden Tag an seinen Olympiasieg, bekannte der für den Chemnitzer AC startende und in Leimen lebende Sportler. "Du hast etwas gepackt, was die wenigsten Menschen packen, und diesen Gedanken lege ich aufs Leben um." Seine Bekanntheit habe "Ballack-Dimensionen" erreicht, berichtete der 145-Kilo-Recke. "In Fußgängerzonen geht es noch, aber in jedem Geschäft gibt es Trubel, an jeder Tankstelle, sogar in der tiefsten Pampa." Er genieße diese Aufmerksamkeit. "Und ich denke nicht, dass das Gefühl kippen wird."

Botschaft

Die Präsentation des Fotos seiner gestorbenen Frau bei der Siegerehrung in Peking sollte eine Botschaft an jene vermitteln, die von Schicksalsschlägen betroffen sind, bekannte Steiner. "Ich wollte klarmachen, dass Selbstmitleid dann das Schlimmste ist", erklärte er und fügte hinzu: "Ich wollte allen in verzweifelten Situationen sagen: Du musst Verantwortung für dich und andere übernehmen, sonst kommst du aus dem Drecksloch nicht heraus."

Die öffentliche Debatte über seine Gefühle solle aber allmählich abgeschlossen werden. "Nach der Sendung 'Menschen des Jahres' im Dezember muss mit dem Thema Schluss sein. Nicht alle 80 Millionen Deutsche müssen davon wissen."(APA/dpa)