Graz - Studierende der Fachhochschule Joanneum Graz haben sich in Kooperation mit dem Landesmuseum Joanneum im vergangenen Halbjahr auf die Spur von Straßennamen und deren Herkunft gesetzt. Im Zentrum standen die Bezirke Innere Stadt und Eggenberg - Ergebnis ist eine Onlineplattform, in der 300 Einträge und (Video-) Reportagen über Straßennamen im Wandel der Zeit gelistet sind, erklärte der wissenschaftliche Projektleiter, Heinz Wassermann, vom Studiengang "Journalismus und Unternehmenskommunikation" am Mittwoch in Graz.

Das Projekt verstehe sich "nicht als neuerlicher Aufguss der Suche nach braunen Flecken im Grazer Straßennamensverzeichnis, sondern als Gesamtschau vergangener und gegenwärtiger öffentlicher Zeichensetzungen", so Wassermann. Basis war das Buch "Grazer Straßennamen. Herkunft und Bedeutung" von Karl A. Kubinzky und Astrid M. Wentner. Die Studierenden führten darauf aufbauend weitere Recherchen durch. Das Ergebnis werde nun dem "Büro der Erinnerungen" des Landesmuseum Joanneum zur weiteren Betreuung übergeben.

Die Ursprungsidee

Die Idee dazu war Wassermann 1995 in Berlin bei einer Diskussion zur Umbenennung von Plätzen und Straßen gekommen. "Der heutige Tag ist für mich wie das Ende einer 13-jährigen Schwangerschaft", so der Historiker. In der Datenbank können nun die jeweiligen Straßen und die Geschichte ihrer Benennung abgerufen werden.

Als Beispiel führte Wassermann den Freiheitsplatz im Stadtzentrum an. Bis 1918 trug er den Namen Franzensplatz (benannt nach Kaiser Franz I. von Österreich). Nach der Gründung der 1. Republik wurde er in Freiheitsplatz umgetauft. 1934 änderte sich der Name unter dem Ständestaat wieder zu Franzensplatz. Und unter der Herrschaft der Nationalsozialisten wurde der Platz abermals in Freiheitsplatz umbenannt. Überrascht ist Wassermann von der Improvisation gewesen: "Die Nazis hatten andere Agenden als Straßennamen systematisch umzubenennen," begründete er die oftmals unkoordiniert anmutenden Änderungen bei der Namensgebung.

Das "Büro der Erinnerungen" will das Projekt im Internet weiterführen und die Öffentlichkeit zur Mitarbeit anregen. Bilder aus dem Archiv des Landesmuseum Joanneum seien bereits auf die Onlineplattform übernommen worden, so Elke Murlasits. (APA/red)