Es zieht aus allen Ritzen, das Wasser ist kalt, das Dieselaggregat stinkt mit dem Klo um die Wette. Hüttenromantik dieser Art ist weder kunden- noch klimafreundlich, aber im Wanderland noch weit verbreitet. Rund 1000 Schutzhütten stehen auf Österreichs Bergen, die meisten sind alt und sanierungsbedürftig. Daher soll ein neues Förderprogramm Hüttenbetreiber zu nachhaltiger Sanierung motivieren.

Der Klima- und Energiefonds schüttet eine Million Euro aus dem mit acht Millionen dotierten "Rahmenprogramm zur Energieeffizienz" für energie- und klimarelevante Maßnahmen aus. "Weil Schutzhütten in ökologisch sensiblen Gebieten stehen und nachhaltige Emissionsreduktionen dort besondere Signalwirkung haben", sagt Geschäftsführer Ingmar Höbarth. Gestartet wurde das Schutzhüttenprogramm im Vorjahr, 22 Projekte wurden 2007 eingereicht, elf wurden bislang gefördert.

"Es ist durchaus möglich, eine Berghütte zu 90 Prozent autark mit Energie zu versorgen", lautet das Fazit einer Energieflussanalyse der ETH Zürich. Als Grundlage für die Studie diente den Schweizern das rundum ökologische "Schiestl-haus" am steirischen Hochschwab. Das Schiestlhaus - erbaut im Rahmen des FTE-Programms "Haus der Zukunft" - zeigt, dass Passivhausstandard auch im Hochgebirge möglich ist. Thermische Energie liefert am Hochschwab die Sonne über fassadenintegrierte Kollektoren, über eine Fotovoltaikanlage wird 60 Prozent des jährlichen Strombedarfs gewonnen, den Sonnenstrom ergänzt ein Blockheizkraftwerk, das mit Rapsöl betrieben wird.

Noch ist das Schiestlhaus in seiner Radikalität ein Einzelbeispiel. Die Kombination aus thermisch-energetischer Sanierung und erneuerbarer Energie wäre aber ideal für alpine Insellagen, sagt Ingmar Höbarth: "Ich erwartet mir von den diesjährigen Einreichungen mehr Qualität."

Die Anforderungen an Projekten sind hoch. Bis zu 70 Prozent der Gesamtkosten werden für die Durchführung thermischer Fassadensanierungen, den Wechsel von fossiler Wärme- und Stromgewinnung auf nachhaltige Energieträger, aber auch für Beratungs- und Forschungsprojekte bezahlt. Ziel jeglicher Maßnahmen soll die Steigerung der Energieeffizienz und die Reduktion von Treibhausgas-Emissionen sein.

"Sanierungsbedarf war bei den Hütten, die ja oft 100 Jahre oder noch älter sind, immer da", sagt Rainer Schlattinger vom Alpenverein Vorarlberg, "heute wird aber mit Konzept saniert." Das Vorarlberger Vorzeigeprojekt, die Heinrich-Hueter-Hütte, steht am Fuß der Zimba im Montafon. Eine Fotovoltaik-Anlage, die sich in zwölf Jahren amortisieren soll, reduziert den CO2-Ausstoß "fast auf null".

Auf die Sonne setzt man auch in Tirol. Das Pilotprojekt Solsteinhaus im Karwendel hatte, erzählt Sepp Jöchler vom Alpenverein, "wie alle alte Hütten ein thermisches Problem". Gelöst wurde es mit einer Million Euro Umbaubudget und der Sonne. Was die nicht schafft, macht ein Blockheizkraftwerk wett. "Klar muss man investieren", sagt Buchhalter Jöchler, "aber das muss uns der energiesparende Weg schon wert sein." (jub/DER STANDARD, Printausgabe, 1.10.2008)