"In der Ruhe liegt die Kraft! ...oder so halt", denkt hier ganz offensichtlich Dr. Redl - einer von glus Konkurrenten - beim diesjährigen "Derby Hatzerl". Lesen Sie mehr...

Foto: derStandard/Grabner

Das mit dem Knie bringt heute gar nix. Schon vorher, beim Warmfahren, ist der Sulzi Ringerl um mich gefahren. Also kann ich das jetzt sowieso voll vergessen. Also Hang-off. Und wäre ich da nicht so breit, würde er kurveninnenseitig durchfahren. Für außen reicht die Geschwindigkeitsdifferenz nicht. Klar, beide Derbis sind im Vierer ausgedreht. Mehr schaffen die 50er in der engen Kurve nicht. Auf der nächsten Geraden bin ich dann zu wenig breit. Ein bescheidener km/h mehr am Kurvenausgang ist auf der nächsten Geraden gleich ein paar Meter wert.

Wo und warum der Sulzi schon wieder so heiß drauf ist, mich herzubrennen? Weil wir im Driving Camp Pachfurth gleich fünf Derbi-Mopeds zur Verfügung haben. Natürlich hab ich auch alle Leute, die noch mit mir reden, mitgenommen – also neben dem Sulzi noch die Frau Katia, den Dr. Redl und den Spitz. Und jetzt plag ich mich grad im Hang-off durch die Kurven. Im Supermotostyle könnte ich die Kurven enger fahren, denk ich mir. Auf Mopeds, wo ein Zentimeter fern der Ideallinie über Sieg oder Schmach beim Rennen entscheidet, hat man mit der richtigen Technik die besseren Karten. Was zählt, ist: Geschwindigkeit mitnehmen und möglichst rund fahren. Nie stimmt die eiserne Regel „Wer bremst, verliert!“ so sehr wie bei einem Moped-Rennen.

Die Aufwärmrunde hab ich schon verloren. Aber jetzt geht’s ins Rennen. Am Start heulen die Motoren auf. Fünf heißblütige Spanier werden laut. Fast genau 50 ccm haben die Derbi-Zweitakt-Motoren. Der Lärm ist weniger markerschütternd als kreischend. Der Dr. Redl fährt als Erster in die erste Kurve. Nicht nur den Start wird er gewinnen. Er hat ja schon Rennerfahrung und beweist, dass wieder einmal der kürzeste Weg der schnellste ist. Zuviel Benzin im Blut vernebelt uns anderen anscheinend diese banale Erkenntnis. Alle sind wir heiß aufs Rennen. Denken funktioniert da anscheinend nur mehr so gut, dass es zum Luftholen reicht. Von gleichmäßigem Luftholen reden wir schon gar nicht mehr.

Dr. Redl lenkt ein, der Sulzi klebt ihm am Hinterrad wie der Dackel von der Zweier-Stiegen auf der Nachbarshündin. Hinter den beiden zollt der Spitz ordentlich Respekt und wird deshalb von der Katia auf der Kurvenaußenseite nach hinten verwiesen. Und wie der Dr. Redl gerade noch als Erster die erste Kurve verlässt, leg ich auch schon um. Das Feld vor mir fängt langsam an, sich zu verteilen. Der nachgespielte Urknall mit fünf Mopetten.

>>> Und der glu mal wieder ganz hinten

Warum ich hinten nach fahre ist leicht erklärt. (Du bist der glu. Keine weitere Erklärung notwendig… mfgux ;-) Katia, Sulzi, Dr. Redl und Spitz sitzen auf Supermotos. Ich auf einer Enduro mit Stoppelreifen. Und nach meiner ersten Bodenberührung gleich nach dem Start (Hüften und Rippen rechts gegen Asphalt und Lenker. Letzteren ist nix passiert.) fahr ich das erste Rennen etwas verhalten. Wer weiß, ob die Stoppelreifen dem enormen Druck des Rennens standhalten. Und die erste Kurve ist eine linke. Nicht dass ich mir die Seite auch noch z’samm’hau. Ich krieg eh schon fast keine Luft wegen der andepschten Rippen rechts.

Das Rennen gewinnt die Katia, ordentlich abgeschlagen fährt der Dr. Redl durchs Ziel. Der Sulzi gefällt sich immer noch in der Rolle des Hundes von der Zweier-Stiegen. Der Spitz hat aufgeschlossen und ich bin fast noch am Pulk dran, als der durchs Ziel fährt.

Im zweiten Rennen fahre ich als Sieger in die erste Kurve. Ich hab die Startplatzprügelei gegen den Dr. Redl gewonnen, indem ich einfach eine Sekunde vor den anderen gestartet bin. Mein Vertrauen in die Reifen wird ständig größer und ich taste mich langsam an die Haftgrenze der Stoppelreifen und das Leistungsmaximum der Derbi heran. Nur so ist zu erklären, dass ich bis ins Ziel nur wenige Plätze einbüße und Fünfter werde. Die ursprünglich angedachte Entscheidung der Rennleitung, das Rennen wegen eines Frühstarters nicht zu werten, wird letzten Endes doch noch verworfen.

Das zweite Rennen gewinnt somit wieder die Katia, mit einem ordentlichen Abstand vor Dr. Redl und Sulzi. Blech und Pech für den Spitz, der erst in der letzten Kurve schnallte, dass es sich bei seiner Derbi um ein Sechs-Gang-Moped handelt und er nicht auf einer Automatik sitzt.

Die klaren Rennsiege der Katia lagen nicht an ihrer besseren Taktik, und schon gar nicht war der Umstand von Bedeutung, dass sie als nasser nur 20 Kilo auf die Waage bringt. Rennentscheidend waren viel eher die fünf PS mehr, die die Katia mit der einzigen ungedrosselten Derbi klar ausspielen konnte. Sagen wir jetzt halt mal…

(Text: Guido Gluschitsch; Fotos: Wolf-Dieter „Graf Foto“ Grabner)

Guido Gluschitsch ist Chefredakteur von www.motorradnet.at.