Nach der Ablöse von Parteichef Wilhelm Molterer durch Josef Pröll dürfte es demnächst auch zu größeren Änderungen in der ÖVP-Parteizentrale kommen. Generalsekretär Hannes Missethon dürfte ebenso abgelöst werden wie Bundesgeschäftsführerin Michaela Mojzis.

Den beiden, die im Jänner 2007 von Molterer eingesetzt wurden, sei es nicht gelungen, für eine koordinierte Arbeit der Partei zu sorgen, meinen Kritiker. „Das sind zwei Landesligaspieler", sagte ein ÖVP-Vertreter am Montag.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Gesprächsbasis zwischen Missethon und Mojzis dem Vernehmen nach gestört gewesen sein soll.

Amon als Nachfolger?

Wer neuer Generalsekretär werden könnte, war am Montag noch unklar. Kurzfristig tauchte das Gerücht auf, dass ÖVP-Sozialsprecher Werner Amon den Job übernehmen könnte. Der Vertreter des ÖVP-Arbeitnehmerflügels wird vor allem von dessen Chef Fritz Neugebauer forciert.
In anderen ÖVP-Bünden wurde diese Variante aber als nicht sehr wahrscheinlich eingestuft.
Der neue starke Mann in der ÖVP, Josef Pröll, wollte sich dazu vorerst nicht äußern. Der ÖVP-Vorstand habe ihm für diese Frage freie Hand gegeben.

Das schlechte Abschneiden bei der Nationalratswahl mit einem Minus von fast neun Prozentpunkten wird jedenfalls von vielen in der ÖVP auf die derzeitigen Strukturen zurückgeführt.
In der Außenwahrnehmung wurde das oft auf die Wahlkampfplakate reduziert, deren Fotoqualität kritisiert wurde und die als zu textlastig empfunden wurden.

Wie ein Parteiinsider berichtet, soll aber vor allem auch die Kompetenzaufteilung zwischen den einzelnen Abteilungen oft unklar gewesen sein. Und auch die Personalauswahl Missethons wurde von manchen kritisch beäugt. „Josef Pröll muss sich jetzt ein Team suchen, das nicht nur alles abnickt", heißt es etwa.

Kritik an Schüssel

Neben der Baustelle Generalsekretariat drängen viele in der ÖVP aber auch auf einen Wechsel an der Spitze des Parlamentsklubs. Dieser wird seit der Wahl 2006 von Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel angeführt. „Es braucht aber auf allen Ebenen einen Austausch", heißt es hinter vorgehaltener Hand. Schüssel hat sich bisher noch nicht zu Wort gemeldet. Vor der Wahl hat er aber angekündigt, neuerlich für den Klubvorsitz kandidieren zu wollen. (Günther Oswald/DER STANDARD-Printausgabe, 30. September 2008)