Das Hündische im Unbehagen einer Kultur, die ihre Balance verloren zu haben glaubt, oder der manipulierte Bürger mit seinem Beißkorb: Michel Schweizers "Bleib opus #3" handelt vom Akt der Dressur.

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Das Glück. Ein magisches Vokabel, das nicht nur die Abwesenheit von Störung, Verlust und Schmerz projiziert, sondern gleich auch den Auftritt des Gegenteils: Lust, Erfüllung und Einssein mit dem Sein. Das weiß jeder, denn davon handelt die gesamte Sehnsuchtsindustrie.

Bissig meint der Volksmund, das Glück sei ein Vogerl. Das Weggeflogensein von Glück hat im Extremfall drückendes Ungemach zur Folge, das heute effektiv bearbeitet wird. Dafür sind der Religionsmarkt, die Lebensberatungswirtschaft im publizistischen Boulevard und das Seelenklempnerhandwerk zuständig.
Der steirische herbst meidet dieses Trio Infernal mit der Frage: Was sagen Künstler zu allfälligen "Strategien der Unglücksvermeidung"? Und: Tragen Theater, Tanz, Film, Musik, Literatur und bildende Kunst Teile von Handlungsanweisungen oder Abwehrstrategien in sich, die einer neuen Idee von Utopie zum Leben verhelfen könnten?

Künstlervorträge zur "Kunst des Handelns" bei der Abwehr des Unglücks von Erwin Wurm, John Bock und Roza El-Hassan (7., 14., 21. 10., jew. 19.30, im Kunsthaus Graz, Space 04) sowie die öffentlichen Vorträge (Tony Chakar, Judith Revel u. a.) im Rahmen eines Workshops von Gesa Ziemer runden das künstlerische Programm ab. (SPEZIAL - DER STANDARD/Printausgabe, 30.09.2008)