Für Westenthaler ist das Wahlergebnis eine "persönliche Genugtuung".

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"Ein Traum" - so kommentiert Jörg Haider das Wahlergebnis des BZÖ.

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Jubel beim BZÖ - sie konnten die Grünen überholen.

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Jörg Haider und Heinz Christian Strache pflegen auch nach ihrer beider Wahlerfolge kein "Du-Wort" miteinander.

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Noch am Sonntagvormittag hatte BZÖ-Spitzenkandidat Jörg Haider acht Prozent als Ziel ausgegeben, am Nachmittag hat sich das Bündnis fast verdreifacht. Und damit sogar (ohne Wahlkarten-Auszählung) nach vorläufigem Ergebnis mit elf Prozent (2006: 4,1 Prozent) die Grünen überholt. Oder in Mandaten laut ORF-Hochrechnung: von sieben auf 21 (plus 14).

Die eintrudelnden Ergebnisse brachten die Stimmung in der Zukunftsakademie in der Wiener Innenstadt zum Kochen. "Jörgi, Jörgi"-Rufe ertönten - obwohl der Spitzenkandidat zu diesem Zeitpunkt noch in Kärnten weilte.

Auch dort herrschte aber in der BZÖ-Parteizentrale in der Karfreitstraße in Klagenfurt Partylaune. "Für uns ist das ein Traum", sagte Spitzenkandidat Jörg Haider in einer ersten Reaktion. Man sei "wider Erwarten der große Sieger" der Wahl, eine Verdreifachung eines Ergebnisses bei einer Nationalratswahl sei "ein neuer Rekord in Österreich".

Für die kommenden Koalitionsgespräche würden sowohl die SPÖ als auch die ÖVP "ihre Positionen verändern müssen", sagte Haider - und nannte besonders SPÖ-Spitzenkandidat Werner Faymann "als Person nicht glaubwürdig". Das BZÖ habe hingegen "keinen Korrekturbedarf". "Wir haben immer gesagt, wir grenzen niemanden aus", sagte der BZÖ-Politiker: "Wenn man uns einlädt, werden wir dabei sein." Haider will aber weiterhin "nur als Bundeskanzler" nach Wien gehen. Für etwaige Ministerämter in einer Koalition stünden genügend fähige Personen - wie etwa seine Schwester Ursula Haubner - zur Verfügung. Im Falle einer orangen Regierungsbeteiligung will er aber im Koalitionsausschuss mitmischen. Gleichzeitig stellte er klar: "Ich werde aber BZÖ-Bundesobmann bleiben".

Letzteres will auch sein Klubchef im Nationalrat, Peter Westenthaler. Dass Jörg Haider weiter Parteichef bleibt, steht für ihn nach dieser "so erfolgreich geschlagenen Wahl" außer Streit. Westenthaler selbst will Klubobmann bleiben: "Ich mache das sehr gerne, daher werde ich mich auch der Wahl stellen." Andere Fragen schmettert Westenthaler ab: etwa jene, ob man sich Kooperationen mit den Freiheitlichen vorstellen könnte. Oder ob die Orangen sich an einer Dreierkoalition beteiligen würden. "Heute ist nicht der Tag für große Strategien", sagt er - und verwies auf die BZÖ-Sitzung am Montag.

Kooperationszwang mit FPÖ

Dort könnte auch der Umgang mit dem zweiten Wahlsieger des Sonntags, den Freiheitlichen, auf der Tagesordnung stehen. Für Jörg Haider ist zwar eine Wiedervereinigung vorerst "so nicht machbar". Es wäre jedoch für beide Parteien notwendig zusammenzuarbeiten, erklärte er am Sonntag.

Ähnlich argumentierte auch der ehemalige FPÖ-Volksanwalt und nunmehrige BZÖ-Kandidat Ewald Stadler, der die Wahl als einen "unglaublichen Vertrauensbeweis für Jörg Haider" wertete: Das Dritte Lager sei in die Nähe des stärksten Lagers in der Republik gerutscht. Daher sollten, sagte Stadler, "hüben und drüben die persönlichen Befindlichkeiten, die vorhanden sind, beiseitegeschoben werden". Es bestehe "fast der Zwang zur Kooperation", meint BZÖ-Mann Stadler: "Ich hege da Hoffnungen." Ob das der freiheitliche Parteichef Heinz-Christian Strache auch so sehe? Stadler: "Wenn nicht er, dann sieht es vielleicht seine Umgebung so. Er ist ja sehr umgebungsgesteuert."

Aber längst nicht alle im BZÖ teilen diesen pragmatischen Ansatz. Die beiden Generalsekretäre Stefan Petzner und Martin Strutz erklärten zwar unisono, dass sich die Politiklandschaft an diesem Wahlsonntag nachhaltig verändert habe. Eine Annäherung des BZÖ an die FPÖ ist auch trotz der sich abzeichnenden hohen Gewinne beider Parteien "kein Thema". Jetzt gelte es einmal, "Verantwortung für Österreich zu tragen, Parteiinteressen stehen nicht im Vordergrund", sagte Petzner.

Das BZÖ sei von einem Politprojekt zu einer ernst zu nehmenden politischen Kraft geworden, meinte Petzner weiter. Das Ergebnis sei in erster Linie eine klare Absage an die große Koalition, nun müsse auch die politische Ausgrenzung des BZÖ beendet werden. "Es gibt de facto keine Großparteien mehr", kommentierte Strutz die ersten Hochrechnungen. "Rot-Schwarz ist klar abgewählt worden", der Wählerauftrag sei nun, eine solche Regierungsform zu verhindern.

Am Abend wurde in Wien einmal kräftig gefeiert - mit Jörg Haider, der sein Kommen angekündigt hatte. (DER STANDARD, Printausgabe, 29.9.2008)