Berlin  - Die meisten Muslime in Deutschland sind laut einer Studie religiös, aber dabei viel toleranter als gewöhnlich vermutet. Für Offenheit gegenüber allen Religionen hätten sich 86 Prozent der Befragten ausgesprochen, ergab eine am Freitag in Berlin vorgestellte Sonderstudie des Religionsmonitors der Bertelsmann Stiftung. Sechs Prozent waren dagegen. Nur 16 Prozent der Befragten meinten, ihr Glaube wirke sich auf politische Einstellungen aus. 65 Prozent waren gegen eine islamische Partei in Deutschland.

Die Öffentlichkeit nehme jedoch vor allem Muslime wahr, die zu extremen Gruppen gehörten, sagte die Vorsitzende der Muslimischen Akademie in Deutschland, Hamideh Mohagheghi. Auch religiöse Muslime seien Teil der Gesellschaft, betonte sie. Mehr als 2000 Muslime waren im Sommer für die repräsentative Studie befragt worden.

"Je religiöser die Menschen sind, egal welcher Religion, desto toleranter sind sie gegenüber anderen Religionen", sagte Martin Rieger, Programmleiter bei der Bertelsmann Stiftung. Tatsächlich gaben zwei Drittel (67 Prozent) der Befragten an, jede Religion habe einen wahren Kern. Unter den tiefreligiösen Muslimen, für die der Glaube an Gott sich unmittelbar auf ihr Leben auswirke, waren es sogar 71 Prozent. Zwar waren 52 Prozent der Ansicht, vor allem der Islam sei in religiösen Fragen im Recht. Aber sogar hochreligiöse Menschen lehnten einen Vorrang des Islam zu 38 Prozent ab. Insgesamt gibt es laut Stiftung 3,3 bis 3,5 Millionen Muslime in Deutschland.

Rund 90 Prozent der Muslime in Deutschland sind laut der Studie religiös, 41 Prozent von ihnen hochreligiös. Im Durchschnitt der Bevölkerung in Deutschland gaben dagegen 28 Prozent an, keine Religion zu haben, 70 Prozent bezeichneten sich als religiös, fast jeder Fünfte als tiefreligiös.

Die katholischen Bischöfe in Deutschland betonten am Freitag, die Muslime hätten ein Anrecht auf den Bau "würdiger" Moscheen. Die Gebetshäuser dürften aber nicht zum "Ausdruck von Machtansprüchen, Rivalität oder eines aggressiven Gegeneinanders missbraucht" werden, erklärte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) am Freitag in Fulda. Die muslimischen Gemeinden sollten sich bemühen, berechtigte Anliegen der Anrainer zu berücksichtigen, schrieben die katholischen Oberhirten in einem Beschluss zum Ende der Herbstvollversammlung. Die Frage, in welcher Form Moscheen in Deutschland gebaut werden sollten, war vor allem in Köln heftig diskutiert worden. (APA/dpa)