Gumpendorferstraße Nummer 34: Ein riesiges Baugerüst. Augen zu und durch - das ist keine gute Idee. Nicht weil man Gefahr läuft, in Beton gegossen zu werden. Oder einen Kübel Farbe auf den Kopf zu bekommen. Aber: Vollkommen baustellenblind könnte man eines der nettesten Lokale dieses Grätzels übersehen.

Foto: derStandard.at/Bojar

Das "Lebemann und Hirn" nämlich. Vor ziemlich genau einem Jahr ist es hier eingezogen, in die ehemaligen Räumlichkeiten des Restaurant-Bar-Beisls "Stern". Mit einem gutes Essen-moderne Musik-moderne Kunst-Konzept. Und mit Original-70er-Jahre Möbeln, schrägen Beleuchtungskörpern und der Farbe rot.

Foto: derStandard.at/Bojar

"Mit Designerkrempel halt", sagen Tom und Andreas, die das "Lebemann und Hirn" gemeinsam führen. Schmunzeln. "In unseren Wohnungen schaut es ja genauso aus."
Damit sie die nicht plündern mussten, ist ihnen der 50ies bis 80ies-Ausstatter Bananas (siehe auch auf derStandard.at/LeichtSinn: Eier zum Sitzen & Co) mit dem Mobiliar im Lokal zur Hand gegangen.

Foto: derStandard.at/Bojar

Tom und Andreas kennen sich seit "den Beginnen der elektronischen Musik in Wien". Genau datieren können das die beiden auch: Seit 1994 also. Die Idee zum gemeinsamen Lokal kam ihnen aber erst vor zwei Jahren. "Beim Snowboarden." Klar: "Das war ein Winter mit wenig Schnee, da hatten wir viel Zeit zu plaudern."

Foto: derStandard.at/Bojar

"Lebemann und Hirn", das kriecht irgendwie in die Windungen des letzteren und krallt sich dort fest. "Hirn", weil Tom mitunter als "Tom the Brain" auflegt. Und "Lebemann", weil das "witzig und beständig" klingt. Und die Kombi, weil ein Doppelname Muss und weil die im Bekanntenkreis geteste NutzerInnenakzeptanz dafür am größten war.

Foto: derStandard.at/Bojar

Für musikverschönerte Stunden im Lokal sorgen tägliche DJ-Line Ups. Aus jahrelanger persönlicher Erfahrung weiß Tom, dass Wiener DJs aber nicht nur am Plattenteller Feines auftischen. Auch kulinarisch bringen sie Köstliches zustande. Deswegen schickt er sie jeden Donnerstag in die Küche.

Foto: derStandard.at/Bojar

Dann wird am Herd ein mehrgängiges Menü aufgelegt - "Kochen mit Hirn" also. Musik geht eben auch durch den Magen - bei maximal 30 Personen, Voranmeldung ist daher notwendig (unter der E-Mail-Adresse für alles). An Nicht-Donnerstagen kann man sich im "Lebemann und Hirn" auch unangemeldet den Bauch vollschlagen.

Foto: derStandard.at/Bojar

Die Karte wechselt wöchentlich. Klein, aber fein: Sechs Gerichte stehen stets zur Auswahl. Dabei finden auch VegetarierInnen zwischen Suppe (zum Beispiel Apfel Curry Suppe mit Zitronengrasscampi) und Nachspeise (etwa Buttermilchmouse auf Zwetschkenspiegel) ihr Glück. Vielleicht mit dem Schafkäse im Zucchinimantel auf Tomatenragout an Balsamicoreduktion?

Foto: derStandard.at/Bojar

Hungrig bleibt also niemand. Essen und Trinken allein macht auf Dauer aber auch nicht glücklich. Deswegen gibt es im "Lebemann und Hirn" auch Alternativprogramm: An den Wänden etwa herrscht laufender Ausstellungsbetrieb, jeden Monat gibt es etwas Neues zu sehen.

Foto: derStandard.at/Bojar

Dienstags lädt das "Lebemann und Hirn" zur Free Movie Night, serviert werden Kunst- und Kurzfilme aller Art, vielleicht in Kürze auch einiges aus dem Genre "Trash". Beiträge werden gerne entgegengenommen, Infos gibt es unter der E-Mail-Adresse für alles.

Foto: derStandard.at/Bojar

Und sonst? Kann man auch einfach einmal reinschauen. Nur so. Und einen Kaffee trinken. Und der Lava-Lampe zuschauen, wie sie vor sich hin blubbert.

Foto: derStandard.at/Bojar

Lebemann + Hirn
Gumpendorferstraße 34
1060 Wien
www.lebemannundhirn.at
Die E-Mail-Adresse für alles: office@lebemannundhirn.at

täglich ab 18:00 Uhr

Text und Fotos: Nicole Bojar

Foto: derStandard.at/Bojar