Ein gesprochener Vorspann leitete den Film "Und Jimmy ging zum Regenbogen" Mittwochabend im ORF ein. Über Herstellungsleitung, Redaktion, Drehbuch, Regie informierte ein Sprecher in langsamer, andächtiger Stimmlage: "In den Hauptrollen sehen Sie ..."

Foto: ORF/ZDF/Stephanie Kulbach

In dieser fürs Fernsehen ungewöhnlichen Geste lässt sich Bemühen um Entschleunigung erkennen. Die Entsprechung im Film fehlte dazu freilich völlig. Was Regisseur Carlo Rola missverstand: Langsam muss nicht unbedingt fad sein. Hier aber schon. Nachdenklichkeit zu simulieren, um Uninspiriertheit dahinter zu verbergen: Aus einem schlechten Buch lässt sich kein guter Film machen. Der Versuch, Niveau einzubringen, wirkte aber nur mehr krampfig. Heino Ferch und Dennenesch Zoudé schleppten sich von Szene zu Szene. Grimmige Geheimdienstler ihnen auf den Fersen und weinerliche Involvierte dahinter.

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All das fand in Zeitlupe statt, und so wie Ferch mit dunkler Brille nicht viel anderes als Schwarz oder Weiß sehen wollte, blieben auch dem Zuschauer jegliche Zwischentöne erspart. Die natürlich auch die Vorlage nie hatte. Vom spekulativen Versuch, die Handlung ins Hier und Jetzt zu verlegen und so Publikum zu erreichen, das mit Simmel genau nichts mehr anfangen kann, ganz abgesehen.

Umgekehrt könnte man sagen, dass Simmel-Leser nie als Bücherwürmer verschrieen waren, also auch deshalb der gesprochene Vorspann zielgruppenfreundlicher Stil war. (prie/DER STANDARD, Printausgabe, 26.9.2008)

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