Dass es bei der Entwicklung  neuen Therapieformen auch Rückschläge gibt, liege in der Natur der Sache und nicht zuletzt in der Komplexität der Materie, so Martin Imhof

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Wien - "Weniger Euphorie aber auch weniger Verteufelung in der Berichterstattung über Zelltherapie" wünschen sich der Wiener Gynäkologe Martin Imhof und Dieter Falkenhagen, Leiter des Departments für Klinische Medizin und Biotechnologie. Imhof ist Obmann des neuen "Vereins zur Förderung der Zelltherapie", und möchte das Potenzial dieser neuen Therapieform wieder ins rechte Licht rücken. Zelltherapie ist nicht zuletzt durch die Vorgänge an der Urologie in Innsbruck und auch am Wiener AKH in die Negativ-Schlagzeilen gerückt.

Definitionen

Definitionsgemäß verstehen Mediziner unter Zelltherapie die Entnahme von Zellen mit anschließender Rückführung zu Therapiezwecken. Die Zellen können dabei verändert werden, müssen aber nicht. Im einfachsten Fall wird Material etwa vor Bestrahlungen oder Chemotherapien entnommen und später wieder eingesetzt, um etwa Krebs-Patienten die Fruchtbarkeit zu erhalten. Komplizierter wird es, wenn die entnommenen Zellen verändert und beispielsweise gegen bestimmte Krebsarten scharf gemacht werden. Auch Ansätze mit Stammzellen zu Heilungszwecken zählen zu den Zelltherapien.

Heilungsansätze mittels Zelltherapie

Dabei stellen viele Zelltherapien völlig neue Ansätze in der Medizin dar, da sie im Gegensatz zu vielen medikamentösen Therapien die Ursachen und nicht die Auswirkungen von Krankheiten bekämpfen. So wird etwa bei der Zelltherapie zur Heilung von Diabetes versucht, dass körpereigene Zellen wieder Insulin produzieren. "Im Tierversuch funktioniert es bereits, ich schätze, dass wir in fünf bis zehn Jahren soweit sind, dass die Therapie routinemäßig am Menschen angewendet werden kann", so Falkenhagen. Noch Zukunftsmusik, aber dennoch schon greifbar seien Heilungsansätze für Schlaganfälle, Herzinfarkte oder auch Querschnittlähmungen mittels Zelltherapie.

Dendritische Zellen

Ähnliches gelte etwa für die Tumorbekämpfung mit dendritischen Zellen. Bei dieser Immuntherapie stehen bereits klinische Zulassungsstudien an, berichtete Imhof. Dass es bei der Entwicklung solcher neuen Therapieformen auch Rückschläge gibt, liege in der Natur der Sache und nicht zuletzt in der Komplexität der Materie. Teilweise sind es laut dem Mediziner aber auch die rechtlichen Rahmenbedingungen, welche es den Forschern nicht leichter machen. Mehr Rechtssicherheit schafften jedenfalls die seit Frühjahr des heurigen Jahres geltenden gesetzlichen Regelungen etwa im "Gewebegesetz", so Imhof.

Falkenhagen ist überzeugt, dass die verschiedenen Variationen Zelltherapien schon in absehbarer Zeit von der Bedeutung her den medikamentösen Behandlungen in nichts mehr nachstehen werden. Das Potenzial können gar nicht überschätzt werden. (APA)