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Gut betreut lernt besser.

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Wien - "Soziale Wärme in der Schule fördert die Leistungsfähigkeit" - Unter diesem Motto steht laut Vera Zimprich, der Vorsitzenden der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, eine Tagung, die am Donnerstag in Wien stattfindet. So hätten mehrere Studien gezeigt, dass eine gute Beziehung zwischen Lehrern und Schülern nicht nur das Lernen fördere, sondern auch das Risikoverhalten der Kids einschränke, erklärten Zimprich und andere Konferenzteilnehmer bei einer Pressekonferenz.

Die Neurobiologen Gerald Hüther (Uni Göttingen) und Joachim Bauer (Uni Freiburg) haben laut Zimprich festgestellt, dass sich negative Erfahrungen in das Gehirn von Kindern einprägen. "Es ist also besonders wichtig, dass Kinder von Lehrern unterstützt und positiv begleitet werden", betonte sie. Jerome Freiberg (Universität Houston) hat in mehreren Studien mit sozial benachteiligten Schülern - unter anderem auch in einem Gefängnis - festgestellt, dass eine gute Beziehung zu den Lehrern die beste Prävention für "Risiko-Verhalten" wie Gewalt, Drogensucht oder Teenagerschwangerschaften sei. "Die Schüler wollen zuerst wissen, wie sehr sich der Lehrer um sie kümmert, erst dann, wie viel er weiß."

Auf Kinder und Jugendliche keine Druck auszuüben, ohne in ein Laissez-faire zu verfallen und die Arbeit mit Gruppen und deren Konflikten müssten die Lehrer jedoch künftig stärker in ihrer Ausbildung lernen, forderte Jutta Fiegl, Vorsitzende des Wiener Landesverbandes für Psychotherapie. Auch Erwin Rauscher, Rektor der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich, will stärker auf "Sekundärkompetenzen" der Lehrer wie Gewaltprävention setzen - und zwar nicht ausschließlich in der Aus-, sondern auch in der (lebenslangen) Weiterbildung.

Wie wenig derzeit die Beziehung zu den Schülern reflektiert wird, zeigt eine (nicht repräsentative) Untersuchung des Instituts für Bildungswissenschaften der Uni Wien. Nach den Lernzielen befragt, hätten die Lehrer ausschließlich mit Sachthemen geantwortet, schilderte Institutsvorstand Ilse Schrittmesser.

Auch Leistungsdruck ist Thema der Konferenz. "Sagt ein Lehrer: 'Du musst lernen', entsteht nur ein Machtkampf mit dem Schüler", schilderte Zimprich. Dabei gingen Kinder prinzipiell gerne in die Schule und würden sich auch Lernerfolge wünschen. Anstelle von Druck und Bewertung bräuchten sie aber von ihren Lehrern Unterstützung. Auch Freibergs Studien haben gezeigt, dass Druck von außen nicht für bessere Ergebnisse sorge, sondern der Wille des Schülers, Leistung zu erbringen. (APA)