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Ein Preis, der nach der reformfreudigen Hertha Firnberg benannt wurde, feiert Geburtstag.

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Sigrid Wadauer ...

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... und Kathrin Breuker hatten beide eine Firnberg-Stelle. Anschließend haben sie ihre Projekte parallel bei Elise Richter und dem START-Programm eingereicht.

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Hochqualifizierten Wissenschafterinnen einen Arbeitsplatz an heimischen Forschungsinstitutionen verschaffen: ein großes Ziel, das durch das Hertha-Firnberg-Stipendienprogramm des Wissenschaftsfonds FWF nun seit zehn Jahren verfolgt wird. Eine Bilanz wurde vergangenen Montag im Rahmen eines Festakts gezogen.

Zwischen dem Zahlenwerk und der Würdigung individueller weiblicher Forschungsleistungen nannten Bundesminister Johannes Hahn und FWF-Präsident Christoph Kratky eine getrennte Finanzierung von Forschung und Lehre an dem heimischen Universitäten als wichtiges Ziel, um jungen ForscherInnen unabhängig vom Geschlecht (wieder) eine Perspektive zu bieten. Der Wissenschaftsminister kündigte für die kommenden Wochen ein "ordentliches Angebot" in Form eines neuen Kollektivvertrags für Forschende an.

Ein wichtiger Schritt, denn seit der Umsetzung des UOG 2002 fehlt vielen Forschern und Forscherinnen die Perspektive. Drittmittelfinanzierte, befristet in Projekten angestellte Wissenschafter und Wissenschafterinnen müssen derzeit im Regelfall nach maximal sechs Jahren ihre Stamm-Uni verlassen, selbst wenn sie gute Arbeit leisten. Kratky verspricht sich von der seit Dezember 2007 gewährten Finanzierung von 20 Prozent der Overheadkosten eine Aufwertung FWF-finanzierter ForscherInnen. Für die ist nun auch interessanter, FWF-Projekte einzuwerben.

Mit Beginn des neuen Studienjahres erhält jede/r WissenschafterIn der Uni Wien, rückwirkend ab Jahresbeginn, drei Prozent der Projektsumme als Gehaltsbestandteil. Ein Modell, das seit 2004 bereits an der Med-Uni Graz umgesetzt wird.

Kinder des FWF

Kratky, ein "Advokat für junge WissenschafterInnen", stellte schließlich jene "Gruppe hochbegabter Wissenschafterinnen mit tollen, spannenden, coolen Projekten" vor, um die es an diesem Abend eigentlich gehen sollte, und würdigte die 13 Hertha-Firnberg-Stelleninhaberinnen und zwölf Elise-Richter-Stipendiatinnen des Jahres 2007. Unter ihnen etliche "Kinder des FWF", so Kratky, die zuvor schon eine andere FWF-Finanzierung in Anspruch genommen hatten.

Die kurz vorgestellten Firnberg-Forscherinnen spannen einen weiten fachlichen Bogen von der Bestimmung bioaktiver Substanzen in verschiedenen Arten der Gattung Hypericum (Johanniskraut), über Zusammenhänge von Gender, Migration und Sklaverei in Mali zwischen 1890 und 1930, bis zur Beschreibung junger Frauen als Produzentinnen von neuen kulturellen Räumen oder den Regulatoren der Trophoblasten-Invasion.

Zwei ehemalige "Firnbergerinnen", Kathrin Breuker (Institut für Organische Chemie der Uni Innsbruck) und Sigrid Wadauer (Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Uni Wien), nutzten 2007 die Gelegenheit bei Elise-Richter- und START-Preis parallel einzureichen und verdoppelten so schlagartig die Zahl der START-Preis-Trägerinnen.

Sigrid Wadauers Forschungen zur Definition von Arbeit mit Aufkommen der modernen staatlichen Sozialpolitik werden zudem mit einen Starting Grant des European Research Council unterstützt. Stellvertretend für die Ausgezeichneten dankte Firnberg-Forscherin Katrien Kolenberg (Institut für Astronomie der Uni Wien) den Financiers und rief ihnen die drei F der Spitzenforschung in Erinnerung: Freiräume, finanzielle Sicherheit und Flexibilität.

FWF-Programmleiterin Barbara Zimmermann arbeitet daran, die maßgeschneiderte Unterstützung von Frauen am Beginn und beim Wiedereinstieg in die akademische Laufbahn "obsolet zu machen". Noch ist es aber nicht soweit: Gerade in der PostDoc-Phase gehen dem heimischen Wissenschaftsbetrieb viele weibliche Fachkräfte verloren: Beträgt der Frauenanteil bei der Inskription noch rund 50 Prozent, und schließen 31 Prozent der Studentinnen das Doktorat ab, sind nur zehn Prozent der Vollzeitstellen mit habilitierten Frauen besetzt.

Beim FWF gingen seit der Einführung des Programms 420 Firnberg-Anträge ein. 108 Stellen wurden bis Dezember 2007 – nach internationaler Begutachtung – vom Kuratorium bewilligt und auch angetreten. Und es zeigt sich, dass Forscherinnen, die in dieser schwierigen Phase unterstützt wurden, auch weitermachen.

Seit 1999 haben sich 28 Firnberg-Frauen habilitiert, es gab sieben Berufungen, davon vier im Ausland. 30 "Laufzeit-Kinder" wurden geboren, und nur zwei Frauen sind nicht mehr in der Forschung tätig – eine Drop-out-Quote, die Wissenschaftsminister Hahn zutreffend als Tröpfeln bezeichnete. Zusätzlich zum institutionalisierten direkten Feedback der Forscherinnen in Workshops hat sich der FWF nach zehn Jahren auch eine externe Evaluation der Frauenförderung verordnet. (Astrid Kuffner/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.9. 2008)