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Thomas Dörflein und Eisbär Knut

Foto: APA/Knosowsky

Berlin - Der Ziehvater des Berliner Eisbären Knut, Thomas Dörflein, ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft an einem Herzinfarkt gestorben. "Der gerichtsmedizinischen Untersuchung zufolge führte eine frisch gebildete Thrombose zur mangelhaften Blutversorgung des Herzens", teilte die Behörde am Dienstag in Berlin mit.

Andere Todesursachen, insbesondere ein Fremdverschulden, seien nach der Obduktion aus medizinischer Sicht ausgeschlossen. Der 44-Jährige  war am Montag überraschend zusammengebrochen und gestorben, ohne dass es äußerliche Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden oder einen Selbstmord gegeben hatte.

 

Der Mann mit dem markanten Zopf und dem scheuen Lachen war am Montag leblos in einer Wohnung im Berliner Stadtteil Wilmersdorf aufgefunden worden.

Kontakt durchs Gitter

Nach Informationen der "Bild"-Zeitung hatte Dörflein Knut noch am Samstag besucht. Die beiden hatten immer noch engen Kontakt, wenn auch nur durch das Gitter von Knuts Gehege: Aus dem schneeweißen Eisbärenbaby, das 2007 die Menschen in aller Welt verzückte, ist längst ein ausgewachsener Bär geworden, ein 21 Monate altes Raubtier mit schmutziggrauem Fell, das auch vertrauten Menschen gefährlich werden kann. Knut habe es aber immer noch geliebt, durch das Gitter an der Hand seines einstigen Pflegers zu nuckeln, berichtete "Bild".

Am Montag hatte sich Dörflein dem Bericht zufolge dann einen Tag Urlaub genommen, um sich einer Routine-Operation am Fuß zu unterziehen. Vorher habe er noch bei einer Bekannten in Wilmersdorf vorbeigeschaut. Während des Besuches habe er sich plötzlich an den Hals und an die Brust gegriffen und sei wortlos zusammengesackt.

Sofortige Wiederbelebungsversuche eines Notarztes blieben erfolglos. Dörflein hinterlässt seine Lebensgefährtin und deren Sohn im Volksschulalter sowie zwei erwachsene Kinder aus einer früheren Beziehung.

Trauer und Bestürzung

Im Berliner Zoo löste der Tod von Dörflein Trauer und Bestürzung aus. Noch am Montagabend wurden an Knuts Gehege Kerzen angezündet, am Dienstag legten zahlreiche Besucher Blumen nieder. "Die Gedanken aller Mitarbeiter und des Aufsichtsrates sind jetzt bei der Familie, den Angehörigen und Freunden unseres langjährigen Kollegen", erklärte Zoodirektor Bernhard Blaszkiewitz. Gemeinsam mit Knut habe Dörflein die Herzen der Fans in Berlin und der ganzen Welt erobert. "Wir trauern um einen kompetenten und erfahrenen Tierpfleger und werden ihm stets ein würdigendes Andenken bewahren."

Dörflein galt aus ausgesprochen bescheidener Mensch, der nie ganz glücklich über den Rummel um seine Person war. In Berlin hatte er fast Kultstatus erreicht, Kinder erkannten ihn auf der Straße, Touristen ließen sich Autogramme geben. Als er im Sommer 2007 mit seiner Freundin den Sommerempfang von Bundespräsident Horst Köhler besuchte, ging er im Blitzlichtgewitter der Kameras beinahe unter.

"Herr Dörflein war ein eher zurückhaltender und bescheidener Mensch. Er hat öffentliche Auftritte meist zurückgewiesen und wollte das nicht", berichtete Blaszkiewitz dem Sender N24. "Zum Beispiel hat er die Goldene Henne nicht haben wollen, den Bambi hat er nicht haben wollen. Das zeigt schon, dass ihm daran gelegen war, dass seine Arbeit im Mittelpunkt stand und nicht er als Person. Das ist eine Bescheidenheit, die heute nicht mehr häufig ist."(APA/AP)