Die Finanzkrise wütet, die Aktienkurse liegen darnieder. Er wäre nicht Werner Faymann, würde der SP-Spitzenkandidat nicht auf die Talfahrt des Finanzmarktzuges aufspringen und die Verwendung von Aktien für die Pensionsvorsorge verteufeln. Das macht sich in Zeiten des globalen Kapitalismus-Bashings besonders gut und im Verein mit Mehrwertsteuersenkungen noch besser.

Die Realität sieht freilich etwas anders aus. In den letzten 15 Jahren hat man mit Wiener Aktien im Durchschnitt mehr als acht Prozent im Jahr verdient. Und das trotz dreier kräftiger Börsenabstürze in dieser Periode. Das zuletzt gepriesene Sparbuch schaffte mit 3,50 Prozent nicht einmal die Hälfte. Und da ist der Abzug der Kapitalertragsteuer noch gar nicht eingerechnet. Je länger man den Zeitraum für den Vergleich anlegt, desto stärker fällt der Gewinn der Börse aus.

Zu Recht wird die private Vorsorge über den Kapitalmarkt gefördert. Fehler sind dabei auch passiert. So widerspricht es den Regeln der Risikostreuung (Don't put all your eggs in one basket), zu stark auf einen Markt zu setzen. Genau diese Auflage ist mit der staatlich geförderten Zukunftsvorsorge verbunden, die hohe Investments in Wien vorgibt.

Doch auch dieser Fehler kann nicht über die langfristig höhere Rendite der Aktien hinwegtäuschen. Faymann setzt lieber auf die staatliche Pension, die er gleichzeitig durch neue Ansprüche (Hacklerregelung) und Duldung von Missbrauch (Invaliditätsrente) gefährdet. Er begibt sich damit auf Franz Vranitzkys Spuren, der einst die Pensionen als gesichert bezeichnete, um sie nach der Wahl zu kürzen. Pensionslügen haben offenbar Tradition. (Andreas Schnauder/DER STANDARD, Printausgabe, 23.9.2008)