Der Kampf ist entschieden. Thabo Mbeki scheidet aus dem südafrikanischen Präsidentenamt aus, weil seine Partei - oder besser: deren linker Flügel - es so will. Südafrika und der African National Congress (ANC) sind damit ein Stück näher an normale politische Verhältnisse gerückt. Der Schatten des Übervaters Nelson Mandela wird kürzer, der einst alles überdeckende politische Anspruch der Versöhnung kann die lange schwelenden Konflikte im ANC nicht mehr unter der Oberfläche halten.

Wirtschaftlich hat der herrische Mbeki seit seinem Amtsantritt 1999 eine anständige Bilanz vorzuweisen. Das 50-Millionen-Land ist die stärkste Volkswirtschaft auf dem Kontinent, die Wachstumsrate ist ordentlich, die Infrastruktur vergleichsweise hervorragend - und 2010 soll Südafrika sogar die Fußballweltmeisterschaft ausrichten. Geschafft wurde das alles mit strikter Budgetdisziplin und einer äußerst wirtschaftsfreundlichen Politik. Auf der Strecke geblieben sind dabei viele schwarze Südafrikaner, die sich nach dem Ende der Apartheid einen schnellen Ausweg aus ihrem Elend gewünscht haben. Deswegen sind nun auch Kriminalität und Armut „Wachstumsbranchen" in Südafrika.

Mbekis Versagen im Kampf gegen die Armut hat ihn wohl letztlich das Amt gekostet. Ob der neue starke Mann im ANC, Jacob Zuma, eine bessere Bilanz zuwege bringt, ist fraglich. Bisher ist er mehr durch Populismus aufgefallen als durch konstruktive Politikansätze. Viele Beobachter befürchten, dass in Südafrika mit ihm jene tiefe Krise eintritt, die Mandela in den 1990er-Jahren durch seine Persönlichkeit vermieden hat. Am Kap wird heute jedes bisschen gute Hoffnung gebraucht, die zu bekommen ist.

(Christoph Prantner/DER STANDARD, Printausgabe, 22.9.2008)