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Alex Payer behielt auf dem "Heiligen Rasen" seine Nerven und führte die ÖTV-Herren zum 3:2-Auswärtssieg gegen Großbritannien.

Foto: APA/ EPA/JONATHAN BRADY

London - Mit dem ersten Auswärts-Sieg in einem Weltgruppen-Play-off seit 14 Jahren (3:2 in Uruguay) hat Österreichs Davis-Cup-Team am Sonntag die erhoffte Überraschung geschafft. Alexander Peya rang auf dem "Heiligen Rasen" von Wimbledon Alex Bogdanovic im Schluss-Einzel nach 2:23 Stunden mit 2:6,6:4,6:4,6:2 nieder und stellte das 3:2 und auch den Abstieg der Briten in die Europa-Afrika-Zone sicher. Am Dienstag (11:30 Uhr) in Madrid erfolgt die Auslosung für die Weltgruppe 2009, Österreich ist vom 6. bis 8. März zum sechsten Mal en suite dabei.

"Glücksgefühl"

"Momentan ist es sicher mein größter Sieg. Es ist eine Riesenerleichterung und ein Glücksgefühl, das man nicht jeden Tag hat", freute sich Peya, der dem Druck, den Länderkampf entscheiden zu müssen, standgehalten hat. Sein bisher größter Erfolg im Einzel war der Einzug in die dritte Runde der US Open 2004, zwischenzeitlich war der 28-jährige Wiener auch in den Top 100 vertreten, mittlerweile ist er auf Platz 164 zurückgefallen. Doch all diese Zahlen spielten am Sonntag keine Rolle, denn Peya hat den Sack unter dem Jubel der kleinen, rund 30-köpfigen Österreicher-Fangruppe zugemacht.

Viel Lob bekam Peya auch von Jürgen Melzer, der sich zuvor dem Weltranglisten-Vierten Andy Murray mit 4:6,7:5,4:6,1:6 hatte beugen müssen. "Es war ein sehr enger Länderkampf. Wir haben gewusst, dass das Doppel entscheidend sein wird und nun muss man wirklich Alex loben, weil er mit dem Druck im Schluss-Einzel sehr gut umgegangen ist", sagte Melzer.

Nächstes Ziel Bangkok

Der Niederösterreicher konnte bei der Feier der Österreicher, ebenso wie Julian Knowle nicht dabei sein, denn Melzer und Knowle fuhren direkt zum Flughafen und hoben noch am Sonntag in Richtung ATP-Turnier in Bangkok ab. Dieser "Wimbledonsieg" bedeutet dem Juniorensieger 1999 auch einiges. "Wir haben zusammengehalten als Team und haben das, was wir uns vorgenommen haben, optimal durchgezogen am Wochenende. Es ist schön, mit dem ganzen Team so einen Erfolg zu feiern, denn jeder hat seines beigetragen." Melzer hatte sein Einzel gegen Bogdanovic, sowie das Doppel an der Seite mit Julian Knowle gewonnen. Und auch die Niederlage gegen Murray könne man da leichter verschmerzen.

Während das finanzstarke Großbritannien bzw. deren reicher Tennisverband nun wieder in der zweithöchsten Tennisklasse weiterspielen muss, hat das kleine Österreich seinen Platz im Kreis der Weltbesten gefestigt. Denn die sonst so oft durch Heimsiege auf Sand gerettete Weltgruppe kam diesmal mit einem Auswärtssieg auf Rasen zu stande. "Wir können stolz auf uns sein, dass wir hier gewonnen haben. Auch wie wir, die Fans und die Spieler, Alex unterstützt haben, das hat es noch selten gegeben." Mit einem kleinen, vom Fußball übernommenem Tanz feierten die Spieler am Ende den verdienten Sieg. Melzer spielt nach Bangkok übrigens in Tokio, Wien und Basel.

"Am Beginn ziemlich nervös"

Das Match Peyas hatte nicht nach Wunsch begonnen, der Wiener musste den ersten Satz abgeben. "Ich war am Beginn ziemlich nervös. Es hat schlecht begonnen, aber ich bin drangeblieben und dann ging es immer besser", sagte er. In der gleichen Weise wie es für ihn aufwärts ging, ging es für Bogdanovic abwärts - vielleicht entsann sich der gebürtige Belgrader auch seiner insgesamt acht vorangegangenen Niederlagen in Wimbledon.

Hocherfreut war freilich auch Davis-Cup-Kapitän Gilbert Schaller. "Es war eine perfekte Woche von uns. Wir haben uns hier von Anfang an sehr wohl gefühlt und dann das Ambiente, hier zu spielen. Für mich war es überhaupt die schönste Woche bisher, auch wenn wir vorher daheim gespielt haben." Auch die Stimmung sei ausgezeichnet gewesen. "Wir haben auch schon am Beginn gesagt, dass der Rasen für uns kein Nachteil ist. Natürlich werden wir in der Weltgruppe wieder Außenseiter sein, egal gegen wen es geht. Wir werden zu großer Wahrscheinlichkeit wieder auswärts spielen", gab Schaller schon einen ersten Ausblick auf 2009.

Für Rot-weiß-rot war es sicher einer der größten Erfolge überhaupt, das Tennis-Traditionsland Großbritannien auswärts, noch dazu auf dem "Heiligen Rasen" zu bezwingen. Dabei hatte man auch den verletzten Stefan Koubek vorgeben müssen. Jürgen Melzer und Co. dürfen daher auch das sechste Jahr in Folge mit Davis-Cup-Begegnungen auf dem höchsten Level planen. (APA)