Innsbruck - Die anthropologischen Untersuchungen an dem im vergangenen Mai im Tiroler Bezirk Imst aufgefundenen weiblichen Skelett aus dem frühen 17. Jahrhundert haben erste Erkenntnisse ergeben. Demnach dürfte die "Heilerin vom Strader Wald" bei Tarrenz unter starken Zahnschmerzen und an einer Knochenhautentzündung gelitten haben, erklärte ein Archäologe vom Institut für Archäologie der Universität Innsbruck.

"Das Gebiss der zwischen 30 und 40 Jahren alten Frau war stark von Karies befallen, das bis zu den Zahnwurzeln reichte", schilderte Harald Stadler die Untersuchungsergebnisse des Münchener Anthropologen George McGlynn. Zudem seien am Kiefer drei große Abszesse festgestellt worden. "Am Schienbein der circa 1,60 Meter großen Frau wurden Spuren einer Knochenhautentzündung, möglicherweise ausgelöst durch eine äußere Verletzung, gefunden", sagte er.

Todesursache noch unbekannt

Den Körperbau der "Heilerin" bezeichnete Stadler vom Institut (Fachbereich Mittelalter- und Neuzeitarchäologie) als grazil, ihre Arme seien sehr kräftig gewesen. "Interessant ist auch, dass einige Knochen eine schwarze, teerartige Verfärbung aufweisen. Diese könnte von organischen Resten wie Textilien, stammen", erläuterte der Wissenschaftler. Genauere Analysen sollen Aufklärung bringen. Spuren von schweren Gewalteinwirkungen konnten am Skelett keine festgestellt werden, die Todesursache bleibt vorerst unklar.

Weitere Untersuchungen werden sich mit den zahlreichen Beifunden dieser völlig atypischen, irregulären Bestattung, befassen. Bei der Toten, die vor etwa 400 Jahren mit dem Gesicht nach unten abseits menschlicher Siedlungen im Wald vergraben worden war, wurden unter rund 50 Grabbeigaben auch sechs Schröpfköpfe aus Messing gefunden. Dies habe die Archäologen vermuten lassen, dass es sich bei der Frau um eine Heilerin handeln könnte. Die Forscher hoffen nun, Licht in das Schicksal der geheimnisvollen Toten zu bringen. Denkbar sei eine Tötung mit rituellem oder abergläubischem Hintergrund, wie eine Hexenjagd.  (APA/red)