Bild nicht mehr verfügbar.

Molterer dankte Merkel mit einem rot-weiß-roten Blumenstrauß für ihr kommen. 

Foto: REUTERS/Dominic Ebenbichler

Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: REUTERS/Dominic Ebenbichler

Linz - Es war wohl kein Zufall, dass ÖVP-Bundesparteichef Wilhelm Molterer seinen wahlkampftauglichen Wirtschaftsgipfel mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ausgerechnet im Linzer Design-Center abhielt. Und es war wohl mehr als eine rund dreistündige Informations-Veranstaltung für schwarze Wirtschaftsfunktionäre über die deutsch-österreichische Sicht zur Sozialen Marktwirtschaft. Es war das nicht uneigennützige Versöhnungsgeschenk der Bundes-ÖVP an die zuletzt schwer verschnupfte Landespartei unter Josef Pühringer.

Am Anfang stand ein "Es reicht" . Molterer beendete die Zusammenarbeit mit der SPÖ, Pühringer tat kund, "kein Freund von Neuwahlen" zu sein. Doch es sollte dies erst der Anfang der schwarzen Verstimmung sein. Es folgte die Nichternennung des oberösterreichischen Nationalrates Peter Sonnberger zum Volksanwalt. Dies sollte für die Bundespartei ungeahnte Folgen haben: Eines der wichtigsten ÖVP-Bundesländer ging just mit Wahlkampfstart auf Distanz. Pühringer kündigte an, dass die Bundespartei auf finanzielle Unterstützung aus Oberösterreich verzichten müsse.

Doch im Angesicht des deutschen Nachbarn schien am vergangenen Samstag zwischen Bier, Schnitzel und Grammelknödel die schwarze Welt wieder in Ordnung. Molterer sonnte sich im Licht der gelungen Veranstaltung mit der deutschen Kanzlerin. Ärger mit Josef Pühringer war gestern. "Es ist alles paletti. Wir haben das ausgeredet" , betonte Molterer im Gespräch mit dem Standard die wiedererlangte Einigkeit. Pühringer stimmt zu: "Es hat eine Aussprache in Linz gegeben. Das ist jetzt kein Thema mehr." Überhaupt sieht Pühringer dem kommenden Sonntag sehr positiv entgegen - auch wenn jüngste OGM-Umfragen der SPÖ 29 und der ÖVP 26 Prozent bescheinigen. "Das sind Momentaufnahmen. Und die Last-Minute-Wähler werden immer mehr" , ist Pühringer optimistisch.

Sehr wohl Thema beim ÖVP-Wirtschaftsgipfel war erwartungsgemäß der kommende Sonntag. Ob sich schon leichte Nervosität breit mache? "Ganz im Gegenteil. Meine Stimmung wird täglich besser" , gab sich Molterer im Standard-Gespräch zuversichtlich.

Eiserne Präsente

Dem Stargast der schwarzen Wirtschaftsgespräche ist die Bewunderung des ÖVP-Spitzenkandidaten sicher. "Angela Merkel ist eine Powerfrau, die trotz ihrer großen Persönlichkeit auf dem Boden geblieben ist" , lobte Molterer.

Diese war zu diesem Zeitpunkt längst schon wieder auf dem Weg nach Berlin. Für oberösterreichische Schmankerl blieb keine Zeit. Zumindest bekam die deutsche Kanzlerin für ihren Heimflug eine "eiserne" Reserve. Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl überreichte Merkel ein Stück des Eisernen Vorhang.

Im Design-Center war zuvor schnell klar, dass die "mächtigste Frau der Welt" im Anmarsch ist. Unzählige Polizisten, Bombenspürhunde, Beamte vom deutschen Bundeskriminalamt und eine gepanzerte schwarze Limousine. Dieser entstieg gegen 11.00 Uhr Angela Merkel. In seinen Grußworten machte Pühringer auf Merkels Sieg bei den deutschen Bundestagswahlen vor drei Jahren aufmerksam und betonte einmal mehr die neue Einigkeit: "Unser aller Einsatz, lieber Willi, ist dir gerade in den entscheidenden kommenden Tagen sicher." Molterer selbst betonte, dass die EU "starke Menschen" wie Merkel benötige und dieses "vereinte Europa" zu wertvoll sei, um es den "Populisten von links und rechts" zu opfern. "Europa ist die Grundlage für unseren Wohlstand."

Ossi-Bekenntnisse

Die CDU-Kanzlerin machte gleich zu Beginn ihrer Rede klar, warum sie eigentlich hier ist: "Ich möchte, dass Willi Molterer Bundeskanzler Österreichs wird und mit mir zusammen Europa gestaltet." Soziale Marktwirtschaft brauche "eine internationale Dimension" , stellte die deutsche Kanzlerin fest. "Und die ÖVP hat schon 1988, als ich noch hinter der Mauer saß, die Wichtigkeit der ökosozialen Marktwirtschaft erkannt" , streute Merkel der ÖVP Rosen.

Das Publikum zeigte sich begeistert und dankte mit Standing Ovations. Und bekam von der deutschen Kanzlerin ein Hausaufgabe mit. "Am Wahltag nicht nur einen freundlichen Gedanken an die ÖVP, sondern richtig ankreuzen und rein mit dem Stück Papier" , riet die deutsche Kanzlerin. (Markus Rohrhofer/DER STANDARD Printausgabe, 22. September 2008)