Mit der zunehmenden Technologisierung des Alltags steigt auch die Zahl der Rechner pro Haushalt unaufhörlich an. Wo sich früher oftmals mehrere Personen einen - meist fix positionierten - Computer teilten, zeigt sich mittlerweile in vielen Fällen der umgekehrte Effekt: Ein Standrechner für zuhause, ein Laptop für Unterwegs, eventuell noch ein Media-Center - alles keine Seltenheit mehr.

Problematik

Eine Aufteilung der eigenen Aktivitäten, die aber auch so ihre neuen Herausforderungen mit sich bringt: Die Erkenntnis, dass das gerade eben so dringend benötigte Dokument auf einem anderen Rechner vergessen wurde, gehört zu den frustrierendsten Erlebnissen des Computer-Alltags.

Dropbox

Kein Wunder also, dass in den letzten Jahren die Synchronisierung von Dateien zunehmend in den Fokus der Softwarehersteller geraten ist, allein: Die meisten dieser Lösungen sind entweder reichlich mühselig zu benutzen, mit teuren Services verbunden, oder auf bestimmte Betriebssysteme beschränkt. Eine recht augenscheinliche Lücke, die mit Dropbox nun seit Kurzem ein neues Angebot füllen möchte - und dies sei vorab veraten: Durchaus mit Erfolg.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Doch zunächst einmal die Eckdaten: Der Dropbox-Client ist sowohl für Windows als auch für Linux und Mac OS X erhältlich, dem automatisierten Datenabgleich zwischen verschiedenen Betriebssystemen steht also schon einmal aus dieser Hinsicht nichts im Wege.

Account

Vor der ersten Benutzung der Software ist das Anlegen eines eigenen Accounts vonnöten - immerhin will man ja schließlich künftig von unterschiedlichen Rechnern auf die selben Daten zugreifen können. Will man verhindern, dass auch andere hier Einblick erlangen, versteht sich ein gutes Passwort natürlich als Grundvorraussetzung.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Beim ersten Start wird der separate Dropbox-Daemon heruntergeladen, der die eigentlichen Synchronisierungaufgaben bewältigt, dieser wird von der Software selbsttätig aktualisiert, wenn eine neue Version verfügbar ist. Die Software legt außerdem zunächst einmal einen eigenen Ordner mit dem unmissverständlichen Namen Dropbox an.

Abgleich

In diesem sollen später all die Dateien landen, die mit anderen Rechnern abgeglichen werden sollen. Zunächst befinden sich darin aber einmal einige Beispiel-Dateien, sowie Ordnerstrukturen für Bilder und öffentliche Dateien - doch dazu später mehr.

Abgleich

Einige Drag & Drops später beginnt schon die Synchronisierung mit dem zugehörigen Web-Service, Dropbox stellt den aktuellen Zustand einer Datei in Form von Emblemen dar: Ist die betreffende Datei lokal vollständig vorhanden, wird ein grüner Haken angezeigt, findet gerade eine Synchronisierung statt, gibt es ein rotierendes blaues Icon.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Wie schon erwähnt werden alle Daten online zwischengespeichert, zu diesem Zweck stehen von Haus aus 2 GB an Speicherplatz zur Verfügung - kostenlos. Wer mehr Platz benötigt, kann aber auch das Kaufangebot des Herstellers wahrnehmen, hier gibt es dann 50 GB für 10 US-Dollar monatlich.

Sicherheit

Alle Daten werden per SSL verschlüsselt übertragen, abgespeichert werden sie auf den Amazon-S3-Servern mit einer AES-256-Verschlüsselung. Einen eigenen Key kann man bislang allerdings dafür noch nicht angeben, der Hersteller könnte also theoretisch auf die Daten zugreifen (der Server-Betreiber hingegen nicht). Ein Umstand, bei dem man künftig noch Besserung verspricht, bis dahin kann man sich natürlich auch auf anderem Weg vollständig vor den potentiellen Augen anderer schützen: Etwa indem für wirklich sensible Daten eine verschlüsselte File-Disk im Dropbox-Folder angelegt wird.

Benachrichtigungen

Unter allen drei unterstützten Betriebssystemen wird der aktuelle Zustand von Dropbox über ein Icon im Panel angezeigt. Hier kann der Service nicht nur auf Wunsch deaktiviert werden, auch ein Überblick über den aktuell verbrauchten Speicherplatz und eine Liste zuletzt synchronisierter Dateien findet sich an dieser Stelle.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Einer der zentralen Vorteile der Nutzung eines Web-Services ist der Umstand, dass nicht alle abzugleichenden Rechner gleichzeitig online sein müssen. Dropbox vergleicht beim nächsten Start automatisch den lokalen Zustand und die Version am Server, neue Dateien werden anschließend selbsttätig heruntergeladen.

Info

Über neue Dokumente oder andere Änderungen wird übrigens mittels kurzer Benachrichtigung informiert. Unter Mac OS X verwendet man dazu Growl, unter Linux den Notification Daemon. Überhaupt ist die nahtlose Verbindung mit dem untenliegenden Betriebssystem eine der großen Stärken von Dropbox, so können über das Kontextmenü des jeweiligen Dateimanagers diverse fortgeschrittene Funktionen direkt aufgerufen werden. 

Screenshot: Andreas Proschofsky

Doch bevor wir zu den erweiterten Fähigkeiten kommen, ein kurzer Exkurs zur Linux-Version, da hier die Systemanforderungen etwas spezifischer sind: Der offizielle Client benötigt den GNOME File Manager Nautilus, eine KDE-Version gibt es bisher nicht, auch wenn es Anleitungen dafür gibt, wie der Service auch ohne Nautilus betrieben werden kann. Fertige Pakete gibt es für Ubuntu und Fedora, da der Source Code verfügbar ist, sollte der Betrieb aber auch auf anderen Distributionen keine große Hürde darstellen.

Fotos

Zuvor wurde bereits kurz angerissen, dass Dropbox von Haus aus spezielle Verzeichnisse anlegt. Dazu gehört ein Photos-Folder - das Besondere daran: Alle hier abgespeicherten Bilder werden automatisch in Form einer Online-Galerie aufbearbeitet, die auch mit Nicht-Dropbox-BenutzerInnen problemlos geteilt werden kann. Die zugehörige URL kann direkt über das Kontextmenü des jeweiligen Ordners im Dateimanager bezogen und an FreundInnen weitergegegeben werden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Das selbe funktioniert natürlich ebenfalls mit Dateien: Alle Files, die im "Public"-Folder landen, sind für andere verfügbar - vorausgesetzt natürlich man hat den zugehörigen Link, denn öffentlich scheinen die Dateien sonst nirgendwo auf. Eine äußerst simple Methode um auf die Schnelle mal jemandem eine wichtige Datei zukommen zu lassen.

Gemeinsam

Alternativ dazu gibt es aber auch die Möglichkeit den Tausch mit anderen Personen gezielter durchzuführen: So können einzelne Verzeichnisse für ausgewählte andere Dropbox-BenutzerInnen freigegeben werden, die dort gespeicherten Dateien werden dann automatisch auch auf deren Rechner abgeglichen. Sehr nützlich, um etwa an gemeinsamen Projekte zu arbeiten.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Dies auch deswegen, da Dropbox nicht einfach "dumm" die alten Dateien mit dem neuesten Stand überschreibt, sondern ein Versionsmanagement integriert hat: So lassen sich alte Versionen der selben Datei leicht wiederherstellen, auch ist ersichtlich wer die entsprechende Änderung vorgenommen hat.

Begrenzt

Für die Zukunft bliebe zu wünschen, dass diese Funktionalität auch direkt in den jeweiligen File-Manager integriert wird. Bis jetzt findet sich an dieser Stelle lediglich ein Link, der zum Web-Service führt.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Das Versionsmanagement führt aber noch zu einem weiteren zentralen Feature der Software: Bereits gelöschte Dateien können problemlos wieder hergestellt werden. Dies auch noch Wochen später, natürlich nur so dies nicht über das Vermögen des gebotenen Speicherplatzes hinausgeht. Der Nachteil davon: Wer seine geshareten Dateien endgültig löschen will, muss diese manuell mittels der "Purge"-Funktion aus der History entfernen - wieder nur im Web-Client.

Online

Der Web-Client an sich ist aber eigentlich eine der Stärken der Software: Immerhin können damit auch Dateien mit offiziell bislang noch nicht unterstützten Plattformen ausgetauscht werden, so hat man etwa ein für das iPhone optimiertes Interface im Angebot. Nett auch, dass ganze Verzeichnisse vom Web-Client in einem Zip-Paket heruntergeladen werden können.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Mit einer Reihe von Einstellungen lässt sich der Betrieb des Desktop-Clients optimieren: So kann hier eine maximale Up- und Downloadrate festgelegt werden (Dropbox versucht von Haus aus, dies automatisch über die vorgefundene Bandbreite festzulegen), oder ein Proxy zwischengeschalten werden. Auch das Dropbox-Verzeichnis lässt sich an einen anderen Ort verschieben.

Synchron

Die Aufabe, Synchronisierung zwischen mehreren Rechnern möglichst unkompliziert zu gestalten, löst Dropbox mit Bravour. Einfach eine Datei in den entsprechenden Ordner zu kopieren - schon wird sie auf alle Zielrechner verteilt. Einfacher geht es wirklich kaum. Dabei arbeitet Dropbox aber auch äußerst flott, ein Umstand, der wohl auch damit zusammenhängt, das bei einer neuen Versionen eines Files immer nur die Änderungen und nicht die gesamte Datei erneut hochgeladen werden.

Ambitionen

Das jetzt schon gebotene soll allerdings nur den Anfang darstellen, künftig will sich Dropbox noch ambitionierteren Aufgaben widmen: So soll es in späteren Versionen der Software möglich sein, einen gesamten Account zu synchronisieren und nicht nur einen speziellen Folder. Auch Gruppen-Zugänge zum Service und die Möglichkeit einzelne Dateien und Verzeichnisse vom Abgleich auszunehmen stehen noch auf der TODO-Liste der EntwicklerInnen. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 16.11.2008)

Screenshot: Andreas Proschofsky