Washington - Antisemitische und antimuslimische Einstellungen nehmen in Europa zu. Das geht aus einer Studie des Pew Research Centers in Washington hervor, deren Ergebnisse am Donnerstag veröffentlicht wurden. Besonders krasse Zuwächse bei Antisemitismus verzeichnet die Studie in Spanien. Dort stieg der Anteil der Menschen mit antisemitischen Einstellungen seit 2005 von 21 auf 46 Prozent. Es ist demnach das einzige Land unter den untersuchten europäischen Ländern, in dem negative Einstellungen zu Juden die positiven (37 Prozent) überwiegen würden.

Für den Europa-Teil der Studie wurden 4700 Menschen aus Deutschland, Spanien, Frankreich, Großbritannien, Polen und Russland befragt.

Rund ein Drittel der Polen und der Russen wurden im Pew Report als antisemitisch eingestuft, rund ein Viertel der Deutschen und rund ein Fünftel der Franzosen. In Großbritannien lag der Anteil bei neun Prozent, das sind die niedrigsten Werte in Europa. Die USA liegen im Vergleich dazu bei sieben Prozent, aber auch das ist eine leichte Steigerung im Vergleich zu 2006.

Ausgeprägter als der Antisemitismus ist jedoch die Islamophobie. Antimuslimische Einstellungen lagen der Studie zufolge bei der Hälfte der Deutschen, 46 Prozent der Polen, 40 Prozent der Franzosen, einem Drittel der Russen und einem Viertel der Briten vor. In Spanien sank der Anteil seit 2006 von rund 60 auf gut 50 Prozent. Auch in Deutschland ging demnach die Islamophobie seit 2005 von 54 auf 50 Prozent zurück.

Rätselhaftes Spanien

Auffällig sind die Sprünge hinauf beim Antisemitismus in Spanien und hinunter beim Antiislamismus. In Spanien sind jedoch auch die antichristlichen Ressentiments gewachsen, von zehn Prozent (2005) auf 24 Prozent. Das könnte Fragen nach der Auswahl der Befragten aufwerfen. Der Report betont jedoch, dass antijüdische und antiislamische Gefühle für die gleichen Bevölkerungsgruppen in Europa typisch sind (älter, eher ungebildet, politisch rechts).

Das Pew Global Attitudes Project erforscht seit 2001 die Haltungen von Menschen weltweit (in einer Länder-Auswahl). Der erste Teil des Reports behandelt die Einstellung zu religiösen Gruppen. Demnach ist der Libanon mit 97 Prozent das Land mit den größten Ressentiments gegen Juden (95 Prozent auch bei libanesischen Christen). Besonders antiislamisch sind asiatische Länder (61 Prozent der Japaner). Meinungen in Israel wurde nicht erhoben. (AFP, guha/DER STANDARD, Printausgabe, 20./21.9.2008)