Linz  - Das Interesse an den nach dem neuen Schulorganisationsgesetz möglichen Schulversuchen (Stichwort: "Neue Mittelschule") ist in Oberösterreich höher als ursprünglich erwartet. Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer hatte ursprünglich mit 20 Hauptschulstandorten gerechnet, die sich daran beteiligen wollten. Nunmehr geht er davon aus, das es im Herbst 2009 an die 50 sein könnten. Das erklärte er nach einer Informationsveranstaltung für interessierte Schulen am Donnerstag, in der eine Arbeitsgruppe das von ihr entwickelte "Schulmodell Oberösterreich" vorstellte. Es steckt den Rahmen für etwaige Schulversuche mit 10- bis 14-Jährigen ab.

Heuer startete in OÖ nur ein Modellversuch

Zum heurigen Schulbeginn gab es in Oberösterreich nur einen einzigen Modellversuch nach den neuen gesetzlichen Bestimmungen und zwar in der Praxisschule der Pädagogischen Hochschule in Linz. Ab der 7. Schulstufe sollen zur Individualisierung und Differenzierung vier Schwerpunktschienen Fremdsprachen, Naturwissenschaft/Technik, Neue Medien/Angewandte Medienpädagogik und Kreativität - kulturelle Ausdruckfähigkeit zur Wahl stehen.

Der für die Schulen zuständige Landeshauptmann Josef Pühringer erklärte, mit dem vorgestellten "Schulmodell" werde nun das Argument aus der Welt geschafft, Oberösterreich sei ein Reformverweigerer und nicht bereit, Neues zu versuchen. Vielmehr sei hier klar gewesen, dass der neue Schulparagraf mehr als ein Modell ermögliche. Man habe an der Weiterentwicklung des Schulsystems gearbeitet mit dem Ergebnis "Schulmodell".

Eigenes Modell

Enzenhofer erklärte, der nunmehr vorliegende Rahmen sei mit dem Ministerium akkordiert. Schulen, die nun demgemäß ihre Versuche beantragen, könnten damit rechnen, dass sie auch bewilligt werden. Die Anträge für das kommende Schuljahr müssen bis 1. Dezember dem Ministerium vorgelegt sein. Das Modell sieht zwei Varianten vor, mit denen die Schnittstellenproblematik zwischen Volks-, Hauptschule und höheren Schule gelöst werden soll, indem der Erwerb der entsprechenden Berechtigungen möglich sein soll. Der Fächerkanon muss demgemäß gestaltet werden, vor allem was Fremdsprachen betrifft. Weiters müssten jeweils Kooperationen mit einer Partnerschule abgeschlossen sowie Schwerpunkte gesetzt werden, weil ja mit den Kooperationspartnern gemeinsame Projekte durchgeführt werden sollen. Die Schulen bekommen als Förderung für ihre Arbeit zusätzliche Unterrichtseinheiten mit Lehrern aus einer Oberstufenform.

SPÖ fühlt sich übergangen

Der SPÖ-Klubobmann im Landtag Karl Frais kritisierte, dass weder das zuständige Landesschulratskollegium noch der Bildungsausschuss des Landtages vor der Präsentation des neuen Schulmodells informiert worden seien. Mangels fehlender Information könne dazu nichts gesagt werden. Sicher sei jedoch, dass Pühringer und Enzenhofer einen rein parteipolitischen Kurs fahren würden, sonst hätten sie die zuständigen Gremien nicht übergangen. Ob es sich bei dem neuen OÖVP-Modell im Grundsatz um eine "Neue Mittelschule" handle, die nur aus parteipolitischen Erwägungen diesen Namen nicht tragen habe dürfe, werde sich im Konkreten zeigen. (APA)