Islamabad - Nur einen Tag nach dem Krisenbesuch von US-Generalstabschef Michael Mullen in Pakistan haben die USA erneut Ziele im Westen des Landes angegriffen, angeblich ohne Islamabad zuvor kontaktiert zu haben. Bei dem Luftangriff auf ein Munitionslager in der halbautonomen Stammesregion Waziristan in der Nacht auf Donnerstag - wenige Stunden nach Mullens Visite in Islamabad - wurden Berichten zufolge sechs Kämpfer der radikal- islamischen Taliban getötet.

Verpflichtung der USA

Am Mittwoch hatte Mullen bei Treffen mit dem pakistanischen Premierminister Yousaf Raza Gillani sowie mit Armeechef Ashfaq Parvez Kayani die Verpflichtung der USA bekräftigt, die pakistanische Souveränität zu respektieren. Nach Medienberichten betonten Mitarbeiter der US-Regierung auch, das Pentagon habe die pakistanischen Behörden vorab über den neuen Luftangriff informiert. Diese Darstellung wies Pakistans Außenminister Shah Mahmood Qureshi am Donnerstag aber zurück: "Nein, Sir. Wir waren nicht informiert", sagte er. "Das heißt, dass es gewisse institutionelle Unstimmigkeiten auf ihrer (der amerikanischen) Seite gibt, und dass sie (die USA) diese ausräumen müssen."

Großoffensive gegen islamistische Kämpfer

US-Angriffe auf Ziele in den Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan hatten in den letzten Wochen deutlich zugenommen. Die schwer zugängliche Region gilt als Rückzugsgebiet der Taliban und der mit ihnen verbündeten Al-Kaida-Terroristen.

Islamabad werde keine ausländischen Truppen auf seinem Territorium dulden, wiederholte Qureshi. Der Kampf gegen den Terror sei "Pakistans eigener Krieg". "Falls Einsätze auf unserem eigenen Gebiet notwendig sind, werden sie von unseren eigenen Truppen durchgeführt werden", erklärte der Außenminister. Anfang August hat die pakistanische Armee im Nordwesten des Landes eine Großoffensive gegen islamistische Kämpfer gestartet. Dabei sind nach Armeeangaben bisher rund 800 Rebellen getötet worden.  (APA/Reuters)