Wien - "Eigentlich eh ganz okay" sei die Situation für Journalisten bei den Olympischen Spielen in Peking gewesen, meinte Johann Gödel. Bei einer Podiumsdiskussion zum Thema "Olympia und Meinungsfreiheit" zeigte sich der APA-Sportchef sichtlich beeindruckt von der perfekten Inszenierung, mit deren Hilfe ausländische Journalisten von der chinesischen Wirklichkeit abgeschirmt worden waren.

Die anderen Teilnehmer der Diskussion, bei der Reporter ohne Grenzen sein Dossier zur Medienfreiheit bei den Olympischen Spielen vorstellte, waren sich hingegen einig: Unterm Strich hat Olympia der Meinungsfreiheit in China eher geschadet als genützt. Ohne die Spiele wäre etwa der Babymilch-Skandal nicht in diesem Ausmaß vertuscht worden - so die ernüchternde Einschätzung von Rubina Möhring, der Präsidentin von Reporter ohne Grenzen Österreich. Und ORF-China-Korrespondentin Cornelia Vospernik konstatierte zwar eine größere Bewegungsfreiheit für ausländische Berichterstatter, die Situation einheimischer Journalisten habe sich laut Reporter ohne Grenzen jedoch eher verschärft.

Adressat der Kritik war vor allem das Internationale Olympische Komitee (IOC): Dieses hätte in puncto Medienfreiheit mehr Druck auf die chinesische Regierung ausüben sollen, so Möhring. Bei den Olympischen Spielen 2014 im russischen Sotschi könne dieser Fehler vermieden werden. Michael Laczynski vom Wirtschaftsblatt hielt das jedoch für unwahrscheinlich, sei das IOC doch ausschließlich an Geld interessiert. Dieses konnte sich zu den Vorwürfen nicht äußern: Der als sein Vertreter angefragte Leo Wallner war der Diskussion ferngeblieben. (Lena Draziæ/DER STANDARD; Printausgabe, 18.9.2008)