Foto: Leitner+Leitner

Haimerl (li.), Damböck: "Wir sehen unsere Rolle darin, Deals zu ermöglichen. Ziel der steuerlichen Beratung ist die ausgewogene Verteilung der Risiken zwischen Käufer und Verkäufer."

Foto: Leitner+Leitner

STANDARD: Beim Kauf einer Immobilie denkt man an Immobilienbewerter und Anwälte. Welche Rolle nehmen die Wirtschaftstreuhänder ein?

Damböck: Sie führen eine steuerliche und finanzielle Due Diligence durch. Sie durchleuchten also, ob die ins Auge gefasste Immobilie für den Erwerber wirtschaftlich sinnvoll ist.

STANDARD: Was passiert, wenn Sie dabei Schwachstellen entdecken?

Haimerl: Grundsätzlich sehen wir unsere Rolle darin, Deals zu ermöglichen, und nicht darin, sie zu verhindern. Hat man erst einmal eine Schwachstelle entdeckt, muss man im Einzelfall entscheiden, wie man damit umgeht. Es gibt für den Käufer die Möglichkeit, vertraglich einen Risikoausschluss zu vereinbaren - beispielsweise mit bereits im Vorhinein definierten Nachbesserungsverpflichtungen, wenn ein identifiziertes Risiko eintritt.

STANDARD: Wie sieht so eine Schwachstelle zum Beispiel aus?

Haimerl: In der Regel sind Immobilien steueroptimiert aufgesetzt. Zu diesem Zweck werden Strukturen mit möglichst hohen Steuervorteilen entwickelt. Solche Strukturen bringen teilweise Steuerrisiken mit sich. Ziel der steuerlichen Beratung ist die ausgewogene Verteilung der Risiken zwischen Käufer und Verkäufer.

STANDARD: Viele Köche verderben den Brei. Trifft das auch auf die vielen Experten rund um solche Immobilientransaktionen zu?

Damböck: Bei jeder Transaktion gibt es unterschiedliche Phasen, in denen mal der eine, mal der andere Experte im Vordergrund steht. Der Immobilienbewerter etwa tritt eher zu Beginn auf die Bühne, die Anwälte und Steuerberater kommen erst später ins Spiel. Wer dabei jeweils im Vordergrund steht, hängt nicht zuletzt von der Art der Transaktion ab. Geht es um einen AssetDeal, wird also nur die Immobilie von einer Gesellschaft an eine andere verkauft, steht eher der Immobilienanwalt im Vordergrund. Bei einem Share-Deal, bei dem die Immobilie im Eigentum einer Gesellschaft steht, die mitverkauft wird, überwiegen eher die Steuer- und Strukturierungsthemen.

STANDARD: Welche Rolle spielt bei derartigen Deals die Chemie?

Haimerl: Bei allem Bemühen um Professionalität ist die menschliche Chemie sehr wichtig. Wenn die stimmt, dann gehen Deals jedenfalls deutlich schneller über die Bühne. Über manche Namen auf der Gegenseite freut man sich, über andere weniger. Das hat etwas mit gegenseitigem Vertrauen und mit Trittsicherheit zu tun.

Damböck: Die Faustregel besagt: Je arrivierter ein Kollege ist, desto einfacher ist es. Manche Randthemen kann man rasch und unkompliziert unter vier Augen vereinbaren, andere Themen werden aufwändig in großer Runde diskutiert. Da kann es schon einmal zu Grabenkämpfen kommen, wenn zwei Kollegen ihre Mandanten beeindrucken wollen.

STANDARD: Stichwort Finanzkrise. Bemerken Sie einen Rückgang der Geschäfte?

Damböck: Es gibt zwar jede Menge Deals, aber deutlich weniger Abschlüsse. Die Vorlaufzeiten werden länger, und man pokert mehr als zuvor. Letztlich wird das Finanzierungsthema verstärkt zu einem möglichen Deal-Breaker. (Gerhard Rodler, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13./14.9.2008)