Das Internationale Olympische Komitee (IOC) befinde sich im "ideologischen Zwiespalt" im Bezug auf die Menschenrechte - diese Meinung vertrat Rubina Möhring, Präsidentin von "Reporter ohne Grenzen Österreich (RoGÖ)" bei einer Diskussionsrunde zum Thema "Olympia und Meinungsfreiheit - Heute Peking, Morgen Sotschi" am Dienstag Abend in Wien. Für Möhring waren die Menschenrechte der "große Verlierer" dieser Olympischen Spiele.

Für China sei es die große Chance gewesen, die Situation zu verbessern, doch nach wie vor seien 33 chinesische Journalisten in Haft. In einem Nachsatz meinte die Präsidentin von Reporter ohne Grenzen in Österreich, dass das IOC eine eigene Ansicht von Menschenrechten vertrete. Bei Spielvergaben an "Nicht-Demokratien" sollte aber mit "offenen Karten" gespielt werden, meinte sie.

Cornelia Vospernik, China-Korrespondentin des ORF, berichtete über einen "Anstrich moderner Demokratie", den sich China zum Anlass der Spiele zum Schein verpasst hatte. Auch sie war der Meinung, dass durch die Peking-Spiele Änderungen für China möglich gewesen wären, doch diese nicht genutzt wurden. Sie bezeichnete die Ausrichtung der zurzeit stattfindenden "Paralympics" als die wahre "Öffnung Chinas", da hier behinderte Menschen im Fernsehen und auf der Straße zu sehen seien, die in China jahrelang als "Menschen zweiter Klasse" wegegesperrt wurden.

Der stellvertretende APA-Sportchef Johann Gödel schilderte die Spiele aus der Sicht eines Sportjournalisten und nannte die drei Wochen in Peking ein "perfektes Gefängnis". Von der Hoteltür weg habe man sich in einer "Blase" befunden, die eine nahezu perfekte Sportberichterstattung möglich machte, so Gödel. Jedoch sei es auch nahezu "unmöglich" gewesen, aus dieser "Blase" auszubrechen.

"Die Sportreporter haben die Aufgabe, Sportberichterstattung zu betreiben, während das IOC immer mehr zur Geldmaschine wird", meinte Michael Laczynski, Russland-Experte des "Wirtschaftsblatts", rückblickend auf Peking 2008. Vor einem Ausblick auf Sotschi 2014, dass an die Krisengebiete Abchasien, Nordossetien, Georgien und Inguschetien angrenzt, "graue" ihm, da dort im Moment eine "infrastrukturelle Wüste" vorzufinden sei. Im Zuge der wirtschaftlichen und verkehrstechnischen Schwierigkeiten befürchte er, dass die "Menschenrechtsproblematik" in Sotschi untergehen könnte. (APA)