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Familienaufstellung in Rot: Die Kandidatinnen der SPÖ machen Stimmung für sich selbst, für ihr Programm und ihren männlichen Vorsitzenden. Frau kann nicht alles haben.

Wien - "Es ist mir eine Ehre, mit so vielen Power-Frauen auf einer Bühne stehen zu dürfen." Angesichts der eigenen Parteigenossinnen kann Heidrun Silhavy am Dienstagmorgen nicht einmal das miese Herbstwetter die Stimmung verderben. Zwar hätte man sich für die Präsentation der SPÖ-Kandidatinnenliste auf der Wiener Summerstage Sonnenschein gewünscht. Die "geballte Frauen-Power" rund um die Ministerin strahlt aber auch so um die Wette - schließlich befindet man sich mitten im Wahlkampf.

Auch Bundesgeschäftsführerin Doris Bures ist bester Laune: "Seid ihr noch von gestern übriggeblieben?", scherzt sie bei ihrer Ankunft mit Parteifreundinnen. Am Vortag, beim roten Frauenfest in derselben Location, dürfte es wohl doch etwas später geworden sein. Augenringe sucht man aber trotzdem vergeblich.

Ausgeschlafen

Im Gegenteil: Eine durchaus muntere Schar steht da auf der Bühne, angetreten um die "Breite der Sozialdemokratie" zu symbolisieren. Die Modefarben Magenta (Andrea Kuntzl) und Grau (Claudia Schmid, Barbara Prammer, Heidrun Silhavy) dominieren die Farbpalette - kräftiges Partei-Rot (Doris Bures) darf natürlich auch nicht fehlen.

Neben dem SPÖ-Ministerinnen-Trio Silhavy-Schmied-Berger haben auch Nachwuchs-Hoffnung Laura Rudas und weniger prominente Damen der SPÖ-Liste vom Hausruck bis zum Pongau ihr breitestes Wahlkampf-Lächeln ausgepackt. Ein gemeinsames Ziel schweißt die 30 Sozialdemokratinnen mit einem Altersdurchschnitt von 44,7 Jahren und großteils sicherem Listenplatz zusammen: Die SPÖ soll um jeden Preis stärkste Kraft im Land bleiben. Und außerdem müsse man verhindern, so Doris Bures, dass am Ende auch noch Wolfgang Schüssel Nationalratspräsident wird.

Wunschliste

Die Vorstellung, dass der jetzige ÖVP-Klubobmann auf ihrem liebgewonnen Präsidentenstuhl Platz nehmen könnte, ist auch für SPÖ-Frauenvorsitzende Barbara Prammer der reinste Albtraum: "Wir müssen die Frauen davon überzeugen, dass die SPÖ am 28. September die einzig logische Wahl ist." Wie man das gemeinsame Ziel erreichen könne, führen die anwesenden Damen der Reihe nach aus, frei nach dem Motto "Jede/r kommt zu Wort": Gratis-Bildungsjahr, Gewaltschutzpaket, ein moderneres Familienrecht, verbesserter Unterhaltvorschuss, Frauenquoten, Mindestsicherung, einkommensabhängiges Kindergeld. Die Wunschliste der SPÖ-Frauen ließe sich fortsetzen.

Was natürlich auch nicht fehlen darf: Unermüdlicher Einsatz für die Partei und ihren Spitzenkandidaten - sei es nun im Kleinen oder im Großen. Der vollen Rückendeckung der weiblichen Sozialdemokratie für sein Anti-Teuerungs-Paket darf sich Parteichef Werner Faymann gewiss sein. Schließlich sei die Teuerung - so Prammer - ein Frauenthema, und man wisse ganz genau, wem man verpflichtet sei: Und das sind, unschwer zu erraten "nur die österreichischen Frauen".
(Katharina Weißinger/DER STANDARD, Printausgabe 17.09.2008)