Austria-Salzburg-Obmann Gernot Blaikner möchte die Strukturen im Verein professionalisieren. Beim Violett soll es aber auf jeden Fall bleiben.

Foto: Markus Peherstorfer)

Die Zukunft der Violetten sieht Blaikner dort, „wo der finanzielle Rahmen, die Infrastruktur und die Organisation im Verein das zulassen“. Das könne zwischen dem Profifußball und der 1. Salzburger Landesliga alles sein. Einen Namenssponsor schließt er vorerst aus.

derStandard.at: In den Profiligen spielen heute Mannschaften wie ein FC Magna oder die Red Bull Juniors. Muss man sich im modernen Fußball zwischen Tradition und sportlichem Erfolg entscheiden?

Blaikner: Das glaub ich nicht, weil es ja immerhin noch Beispiele gibt wie den SK Rapid, der diesen Weg nicht mitgeht. Aber wenn ich mir anders die finanzielle Basis nicht schaffen kann, um im Profifußball mitspielen zu können, dann muss man sich unter Umständen auch von einem Großsponsor abhängig machen.

derStandard.at: Was motiviert denn Fans, so wie bei der Austria zu Tausenden auf Dorfplätze in der siebten, sechsten und jetzt in der fünften Spielklasse zu strömen?

Blaikner: Die Identifikation mit Austria Salzburg. Das sind halt jene Leute, die sich nach der Übernahme durch Red Bull mit dem daraus geformten Klub nicht mehr identifizieren konnten. Die haben hier eine neue Heimat gefunden - zusammen mit einigen Neutralen, denen das auch gefallen hat.

derStandard.at: Sie waren zwischen 2003 und 2005 schon in der Bundesliga Manager des damaligen SV Wüstenrot Salzburg. Was sind die Unterschiede zu damals, wenn Sie die Strukturen vergleichen?

Blaikner: Man muss einmal eines sagen: Vom Zuschaueraufkommen her ist der SV Austria Salzburg unter den Top 15 in Österreich. Es gibt die zehn Bundesligisten, drei bis vier Klubs aus der Ersten Liga - und dann kommen wir. Das ist der Ansporn, dass wir uns sportlich, soweit es der finanzielle Spielraum zulässt, weiterentwickeln.

derStandard.at: Wie haben Sie damals den Red-Bull-Einstieg selbst erlebt?

Blaikner: Im Profibereich sind Fußballklubs mittelständische Wirtschaftsunternehmen. Das ist ganz normal, dass ein Unternehmen verkauft wird an einen anderen. Nicht ganz normal ist, dass man dann mit gewissen Traditionen wie Vereinsfarben bricht, aber das ist eine Entscheidung, die jeder fällen kann, wenn er Inhaber eines Unternehmens ist.

derStandard.at: Red Bull ist immer noch ein Hassobjekt einiger Austria-Fangruppen. Wie sind aus Ihrer Sicht die Beziehungen zwischen den beiden Fan-Lagern?

Blaikner: Es gibt immer wieder Eskalationen, die mit Einzelnen zusammenhängen. Ich muss und kann Ihnen nur die Funktionärssicht sagen: Das Thema muss einmal abgehakt werden. Die Austria hat die Lehren gezogen, hat reagiert, hat sich neu gegründet und wir sollten uns alle auf unsere Ziele, auf unsere Mannschaft, auf unsere Tradition besinnen. Red Bull und deren Fans haben auch ihre anspruchsvollen Ziele, und auf die sollten sie sich konzentrieren. Das Thema 2005 soll im Jahr 2008 einmal zu den Akten.

derStandard.at: Ein beliebter Vorwurf an Red Bull lautet, es handle sich da um eine zusammengekaufte Söldnertruppe. Auf der anderen Seite hat auch der SV Austria Salzburg jetzt zahlreiche Spieler aus weit höheren Ligen verpflichtet. Das Budget ist mit jährlich 200.000 Euro erheblich höher als das der Konkurrenz - sehen Sie da einen Widerspruch?

Blaikner: Zunächst muss man zu uns einmal sagen: Es ging ja gar nicht anders. Denn wenn man auf der grünen Wiese startet, gibt es keine Nachwuchsabteilung und ich muss mir von irgendwoher die Spieler holen. Und dass wir damals, als man einmal die Mannschaft geformt und auch die Nachwuchsarbeit begonnen hat, vielleicht den einen oder anderen für die Liga überdimensionierten Spieler geholt haben, ist klar - die gehen aber gerne zu uns, weil halt die Stimmung unvergleichbar ist, und nicht aus finanziellen Gründen.

derStandard.at: Es gibt auch bei der Austria einen Trikotsponsor - wo sind die Grenzen der Vermarktung? Könnten Sie sich vorstellen, irgendwann einmal einen Sponsor in das Vereinslogo oder in den Namen aufzunehmen, oder macht das der Verein prinzipiell nicht?

Blaikner: In den sportlichen Bereichen, wo wir zu Hause sind, kann ich das für die nächsten zwei, drei Jahre ausschließen. Und sollte einmal die Notwendigkeit bestehen, weil wir uns sportlich derart hoch qualifizieren und die finanzielle Abhängigkeit steigt, müsste auch so etwas in einer Generalversammlung beschlossen werden. Den Vereinsnamen zu vermarkten, ist ohne Zustimmung der Mitglieder nicht möglich.

derStandard.at: Ist da eine Zustimmung überhaupt denkbar?

Blaikner: Es wäre eine ganz normale, schlüssige Entscheidung zu treffen: Können oder wollen wir uns eine Liga leisten, mit einem Namenssponsor, oder bleiben wir ohne Namenssponsor dort, wo wir sind. Das wäre dann die Entscheidung, aber das steht in überhaupt keiner Weise zur Debatte.

derStandard.at: Am Wochenende stand das Spitzenspiel in der 2. Landesliga Nord gegen den SV Kuchl auf dem Programm, die Austria ist einmal mehr auf Aufstiegskurs. Wo soll denn die Mannschaft in fünf Jahren stehen?

Blaikner: Es wird bei der Austria keine Schulden geben, es wird keine Überziehung des Budgets geben, wir werden dort spielen, wo der finanzielle Rahmen, die Infrastruktur und die Organisation im Verein das zulassen - man braucht ja ehrenamtliche Mitarbeiter ohne Ende, und das kommt auch dann irgendwo an seine Grenzen.

derStandard.at: Was für eine Spielklasse wird das sein?

Blaikner: Das kann im allerbesten Fall die Erste Liga sein. Realistischerweise könnte es die Regionalliga sein, wobei wir uns das Spielen in der Regionalliga ohne Aufstiegsambitionen sehr gut überlegen müssen, ob wir da nicht lieber in der 1. Landesliga bleiben sollten und attraktive Derbys spielen statt nach Vorarlberg zu fahren.

derStandard.at: Wann werden wir den ersten Sieg des SV Austria gegen den FC Red Bull sehen?

Blaikner: Den hat es im Nachwuchsbereich schon gegeben. Ansonsten dürfen wir uns keinen Illusionen hingeben. Das ist ein Großklub hier in der Nachbarschaft, dessen Ambitionen in der Champions League liegen. Da werden wir auf einen Sieg der Kampfmannschaft noch lange warten müssen. (Markus Peherstorfer, derStandard.at, 15.09.2008)