New York  - Die US-Investmentbank Lehman Brothers hat nach dem Scheitern mehrerer Rettungsversuche Gläubigerschutz beantragt. Das Geldhaus braucht dringend Kapital, um Verluste aus faulen Immobilienkrediten auszugleichen.

Im Folgenden einige Informationen über die Geschichte der US-Investmentbank:

1844: Henry Lehman, ein Auswanderer aus Deutschland, eröffnet einen kleinen Gemischtwarenhandel in Montgomery im US-Bundesstaat Alabama.

1850: Seine Brüder Emmanuel und Mayer Lehman stoßen dazu und nennen ihr Handelsgeschäft ab sofort Lehman Brothers.

1858: Die nun mit Baumwolle handelnden Brüder verlagern ihre Geschäftstätigkeit nach New York.

1865: Nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg gründen sie die New York Cotton Exchange(New Yorker Baumwollbörse). 1889: Lehman garantiert mit der International Steam Pump Company erstmals einen Börsengang.

1887: Lehman Brothers wird Mitglied der New Yorker Börse.

1929: Die Lehman Corporation wird als Investmentgesellschaft gegründet.

1960: Lehman eröffnet ein Büro in Paris.

1972: Lehman eröffnet als eine der ersten Investmentbanken ein Büro in London, um von dem florierenden Anleihenmarkt in Europa zu profitieren.

1984: Die Investmentbank wird von American Express aufgekauft und mit den Investmenthaus Shearson fusioniert.

1993: American Express stößt Shearson ab. Lehman wird wieder unabhängig und erhält erneut den Namen Lehman Brothers.

1994: Lehman geht an die New Yorker Börse. Richard Fuld Jr. übernimmt die Chefposition.

1999: Lehman gründet eine Allianz mit der Bank of Tokyo-Mitsubishi für Fusionen und Übernahmen in Japan.

2002:  Lehman gründet eine Sparte für Vermögensverwaltung und übernimmt von Lincoln Capital Management das Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren.

2003: Lehman kauft die Vermögensverwalter Neuberger Berman und The Crossroads Group.

2007: Die in New York ansässige Investmentbank beschäftigt weltweit etwa 28.000 Angestellte; Lehman weist Rekordeinnahmen und -gewinne aus; das Unternehmen hat seine Marktposition als viertgrößte US-Investmentbank gefestigt.

Mai 2007: Der New Yorker Immobilien-Gigant Tishman Speyer und Lehman Brothers kaufen den börsennotierten Wohnungseigentümer Archstone-Smith Trust für insgesamt umgerechnet 15,7 Mrd. Euro; der Fonds umfasst 80.000 Appartements in New York, Kalifornien und anderen Küstenregionen, der Zeitpunkt der Übernahme war aber ungünstig: Seitdem sind die Haus- und Appartementpreise um rund 20 Prozent eingebrochen.

10. September 2008: Die krisengeschüttelte Großbank verbucht für das dritte Quartal einen vorläufigen Verlust von 3,9 Mrd. Dollar (2,77 Mrd. Euro). Selbst Experten hatten lediglich mit einem Verlust von 3,43 Mrd. Dollar gerechnet. Die Bank erwartet zudem Abschreibungen von 7,8 Mrd. Dollar. Um an dringend benötigtes frisches Kapital zu kommen, veräußert sie nun auch ihr Tafelsilber: Lehman will mehr als die Hälfte der Investmentsparte verkaufen. Besonders problematisch ist das 60 Mrd. Dollar schwere Portfolio an Immobilienkrediten. Das Volumen übertriff sehr deutlich den Unternehmenswert.

12./13./14. September 2008: In den USA arbeiten Notenbank, Finanzministerium, Börsenaufsicht und Geldinstitute drei Tage lang fieberhaft an einer Rettung der Traditionsbank. Der Versuch scheitert.

15. September 2008: Lehman Brothers, die sechstgrößte Investmentbank gemessen an der Marktkapitalisierung, beantragt Gläubigerschutz nach "Chapter Eleven" des US-Insolvenzrechts. (APA/Reuters)