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Toni ließ es in Sevilla gewaltig polstern.

Foto: Archiv

Wien - "Ich bin in Österreich jetzt ein Pop-Rock-Star", spricht Toni Polster äußerst selbstbewusst in einem Interview mit der spanischen Sportzeitung "As" (Internet-Ausgabe). Er habe gerade seine zweite CD herausgebracht, die bereits zweimal vergoldet und einmal mit Platin bedacht worden sei, erklärte der frühere ÖFB-Teamstürmer gegenüber dem Blatt, das ihn ob des bevorstehenden UEFA-Cup-Erstrunden-Duells zwischen dem FC Sevilla und Red Bull Salzburg kontaktiert hatte.

"In bedächtigem Spanisch"

Eine Zukunft als Trainer schwebe ihm derzeit trotz Erhalt der A-Lizenz nicht vor, berichtete der Ex-Goleador in "bedächtigem Spanisch". Aus Wien wolle er nicht weg und da seien die Möglichkeiten beschränkt. Bei seinem Stammverein Austria ("Da war ich schon") gebe es für ihn keine Zukunft mehr. Beim Rivalen Rapid wiederum könne er "unmöglich" arbeiten.

FC Sevilla ist aus rot-weiß-roter Sicht untrennbar mit dem Namen Polster verbunden. Der Rekordtorschütze des ÖFB-Nationalteams (44 Treffer in 94 Länderspielen) hat sich von 1988 bis 1991 mit 55 Liga-Toren nachhaltig in die Herzen der andalusischen Fans geschossen, als Ehrengast der Salzburger Delegation wird Polster von Mittwoch bis Freitag nach Sevilla zurückkehren. Das Hinspiel im Estadio Ramon Sanchez Pizjuan findet am Donnerstag um 20.45 Uhr statt.

"Extrem schwierige Aufgabe"

Über die Favoritenrolle gibt es kaum Diskussionen, das sieht auch Polster so. "Der FC Sevilla ist eine extrem schwierige Aufgabe. Natürlich sind die Spanier der große Favorit, aber warum sollten die Salzburger chancenlos sein? Im Fußball gewinnt nicht immer der Favorit. Die Salzburger müssen ihre Chancen nützen, dann können sie die Sensation schaffen", glaubte Polster, der im Spätherbst seiner Karriere im Frühjahr 2000 auch beim SV Salzburg aktiv war.

Um eine Chance zu haben, müsste Salzburg aber vor allem seine akute Auswärtsschwäche ablegen. "Salzburg hat auswärts große Probleme. Vielleicht gelingt ihnen aber ausgerechnet in Sevilla der Umkehrschwung."

Gegner mit "wunderbarer Entwicklung"

Als ehemaliger Sevilla-Kicker hat Polster die großen Erfolge der Südspanier in der jüngeren Vergangenheit mit großer Freude mitverfolgt. "Sevilla hat in den vergangenen Jahren eine wunderbare Entwicklung genommen. Vor allem, weil sie sensationell eingekauft haben", erklärte Polster, der die Arbeit des Führungsteams um Präsident Jose Maria del Nido hervorstrich. "Es wurden Spieler gekauft, die sich prächtig entwickelt haben. Sevilla hat einen tollen Job gemacht."

Arbeit und Gespür haben sich in den vergangenen Jahren eindrucksvoll in den Ergebnissen niedergeschlagen. Sevilla wurde zweimal en suite UEFA-Cup-Sieger (2006, 2007), europäischer Supercupsieger (2006) und spanischer Cupsieger (2007). "Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann", so Polster über die eindrucksvolle Entwicklung in der Stadt am Guadalquivir.

Auf den zweiten spanischen Meistertitel der Clubgeschichte nach 1946 warten die Fans hingegen weiterhin, in den vergangenen fünf Saisonen der Primera Division gab es die Endplatzierungen 6, 6, 5, 3 und 5.

Den letzten offiziellen Besuch in Sevilla hat Polster anlässlich der 100-Jahr-Feierlichkeiten des Clubs im Jahr 2005 absolviert. Der Wiener wurde dabei gemeinsam mit dem Kroaten Davor Suker (von 1991 bis 1996 bei Sevilla) auf die Bühne gebeten und von den Anhängern gefeiert. "Drei Minuten lang wurden Tore von uns gezeigt, uns hat es die Gänsehaut über den Rücken getrieben", erinnerte sich Polster, der sich nach wie vor "extrem verbunden" mit den Rot-Weißen fühlt. "Sevilla wird immer in meinem Herzen bleiben."

33 Tore (!) in einer Saison

Und Polster, auch bei der Wiener Austria sowie beim 1. FC Köln ("Toni Doppelpack") eine der schillerndsten Figuren der Club-Historie, dürfte auch in den Herzen der Sevilla-Fans bleiben. Der mittlerweile 44-Jährige gewann mit Sevilla zwar keinen Titel, seine 33 Tore aus der Saison 1989/90 bedeuten aber immer noch Vereinsrekord.

"Die Fans haben mich so sehr geliebt, dass es mir manchmal schon peinlich war. In den Augen der Fans war ich immer gut, auch wenn die Leistungen manchmal schlecht waren. Es ist beeindruckend, was ich in diesen drei Jahren erleben durfte."

Vereine zum Sparen

Nach Sevilla machte Polster noch bei zwei weiteren spanischen Clubs Station, nämlich bei CD Logrones (1991/92) und Rayo Vallecano (1992/93). Im Nachhinein hat Polster den Abgang aus Sevilla bereut: "Diese beiden Vereine hätte ich mir sparen können. Eigentlich hätte ich länger bei Sevilla bleiben müssen." Bis heute sollen die Gelder für zwei Saisonen ausständig sein. 1993 wechselte Polster nach Deutschland und sorgte dort als Goalgetter in Köln und Mönchengladbach für Furore.(APA)