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Ein eigenständiges Unterichtsfach für politische Bildung, Bundesschülerparlament, schriftliche Begründungen für Verhaltensnoten und einen Bundesschulgemeinschaftsausschuss - das sind die Forderungen des neuen Bundesschulsprechers Nico Marchetti.

Foto: APA/Oesterreichische Schuelerunion

Ein eigenständiges Unterrichtsfach für Politische Bildung" - das sei sein Hauptanliegen, sagt der neue Bundesschulsprecher Nico Marchetti im Gespräch mit derStandard.at. Der frischgewählte Schülervertreter möchte vieles umsetzen, doch die Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium gestalte sich schwierig, berichtet er. Wie er den Einfluss der Schülervertreter dennoch vergrößern will, erzählt er im Gespräch mit Teresa Eder.

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derStandard.at: Was sind Ihre Vorhaben im nächsten Jahr?

Marchetti: Ein sehr großes Anliegen ist mir die Politische Bildung. Die Bundesschülervertretung möchte ein eigenständiges Unterrichtsfach für Politische Bildung schon in der Unterstufe einführen. Derzeit kommt dieser Bereich im Unterrichtsfach "Geschichte und Politische Bildung" eindeutig zu kurz. Es gibt kein ausgeprägtes Demokratieverständnis. Wir wollen das ausmerzen. Ein Indiz dafür, dass etwas geändert werden muss, ist die große Gruppe an unentschlossenen jugendlichen Wählern so kurz vor der Nationalratswahl. Jeder, der eine Schule nach den Pflichtschuljahren verlässt, sollte das Fach "Politische Bildung" zumindest ein Jahr gehabt haben. Natürlich darf der Unterricht keine Plattform für Pareipolitik werden.

derStandard.at: Was schlagen Sie als Bundesschulsprecher noch vor?

Marchetti: Die Lehrpläne müssen dringend entrümpelt werden. Es werden Dinge gelehrt, die nicht mehr zeitgemäß sind. Zum Beispiel lernt man in Betriebswirtschaft ein Unternehmens-Gesetz, das nicht mehr gilt. Außerdem wollen wir, dass Verhaltensnoten zukünftig schriftlich begründet werden müssen. Die betroffenen Schüler sollen Einsicht haben in diese Begründungen. Derzeit herrscht in diesem Bereich sehr viel Willkür.

derStandard.at: Die Bundesschülervertretung hat nicht sehr viel Handlungsspielraum und kann nicht wirklich viel umsetzen.

Marchetti: Ja, wir sind eigentlich mit sehr wenigen Kompetenzen ausgestattet. Wir sind auf das Ministerium angewiesen, doch die Schulpartnerschaft wird nicht ernstgenommen. Das ist uns ein Dorn im Auge. Im letzten Jahr gab es genau ein persönliches Treffen mit Bundesministerin Schmied. Wir hoffen, dass sich das ändert.

derStandard.at: Wie will die Bundesschülervertretung die Zusammenarbeit verbessern?

Marchetti: Wir wollen ein Bundesschülerparlament einführen, das mindestens einmal im Jahr tagt. Das soll so aussehen: am ersten Tag werden Workshops gehalten und Gesetzesanträge mit Experten erarbeitet. Am zweiten Tag wird von den Teilnehmern darüber abgestimmt. Wir erhoffen uns, dass Gesetzesvorschläge, die eine breite Basis im Schülerparlament haben, auch Gehör beim Ministerium finden.

Eine weitere Maßnahme, die die Zusammenarbeit verstärken soll, ist die Einführung eines Bundesschulgemeinschaftsausschusses. Darin sollen unter dem Vorsitz der Unterrichtsminsterin oder des Unterrichtsministers jeweils acht Schüler-, Lehrer- und Elternvertreter über die geplanten Gesetzesvorschläge abstimmen können. (Teresa Eder/ derStandard.at, 15.9.2008)