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Yuriko Koike (56).

Foto: AP/Shizuo Kambayashi

Sie kann Arabisch und Englisch, und unverheiratet ist sie auch noch - gewöhnlich zu sein lag Yuriko Koike noch nie. Doch mit ihrem aktuellen Vorhaben hat die 56-jährige japanische Politikerin es in die Schlagzeilen der Weltpresse geschafft. Als erste Japanerin bewirbt sie sich um den Vorsitz der regierenden Liberaldemokratischen Partei (LDP) und damit automatisch um die Ministerpräsidentschaft der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.

Die LDP inszeniert den an sich parteiinternen Kampf wie eine Volkswahl, um die Wähler wieder für sich zu begeistern. Denn nach 53 Jahren fast ununterbrochener Regentschaft murrt das Volk und hat im Juli 2007 der Opposition im Oberhaus, der kontrollierenden Kammer des Parlaments, zur Mehrheit verholfen. Das Kalkül ist bestechend einfach: Nach zwei Wochen Wahlzirkus kürt die LDP am 22. September einen neuen Präsidenten und Regierungschef. Der löst das Unterhaus auf. Und mit dem neuen Gesicht gewinnt die LDP im Oktober stattfindende Wahlen.

Die Kandidatur der schillernden Frau gibt dem Kampf mit traditionelleren Rivalen Pfiff. Sowohl Favorit Taro Aso als auch der dritte ernstzunehmende Kandidat Nobuteru Ishihara sind Politikersöhne, deren Weg an die Macht vorgezeichnet war. Koike hingegen ist immer aus der Rolle gefallen.

Kaum 20 Jahre alt, ging sie als Soziologiestudentin nach Ägypten. Mit 21 heiratete sie und ließ sich alsbald wieder scheiden. 1976 schloss sie an der Universität Kairo ab und arbeitete daraufhin zuerst als Arabisch-Dolmetscherin, bevor sie 1978 zum Fernsehen kam. Schnell wurde sie Nachrichtensprecherin des Privatsenders Nippon TV.

Ihre Popularität nutzte sie 1992 zum Sprung in die Politik. 2002 stieß sie zur LDP. 2003 bis 2006 bestellte Junichiro Koizumi sie zur Umweltministerin. Dessen Nachfolger Shinzo Abe berief sie 2006 zur Sicherheitsberaterin und 2007 zur ersten Verteidigungsministerin ihres Landes. Auch wenn sie nach zwei Monaten zurücktreten musste, bewies sie im Job Mut: So versuchte sie, den mächtigen Vize-Verteidigungsminister Takemasa Moriya auszuhebeln. Zu Recht, wie sich später herausstellte. Moriya wurde wegen Bestechlichkeit zu einer Haftstrafe verurteilt.

Ihr Problem im Kampf mit Aso: Sie ist weder bei der männlich dominierten Partei noch bei den Feministinnen beliebt. Den einen ist sie zu schlicht weiblich, den anderen zu wenig frauenbewegt und zu rechts. Ihr größtes Plus: Der populäre Ex-Premier Koizumi unterstützt sie. (Martin Koelling/DER STANDARD, Printausgabe, 15.9.2008)