Der jüngste Steigflug der AUA-Aktie und die Zufriedenheit von Chefpilot Alfred Ötsch über das rege Interesse an der heimischen Fluglinie lassen Airliner-Herzen höher schlagen. Doch die AUA-Euphorie kommt etwas früh, denn der Privatisierungsprozess ist mit ziemlichen Risiken verbunden. Gefahren, die momentan offenbar ausgeblendet werden. Zu denen zählt ein allzu leichtfertiger Zuschlag an die Lufthansa, wie er von vielen befürwortet wird. Der Flugplan für den AUA-Verkauf deutet bereits darauf hin, dass der Kranich privilegiert wird - je kürzer die Fristen, desto mehr nützt dem Star-Alliance-Partner der Informationsvorsprung aus der bisherigen Zusammenarbeit.

Die Lufthansa ist nicht gerade dafür bekannt, Fluglinien zu teuer zu kaufen. Sollte ein Bieter mit einem Kampfpreis aufwarten, könnte das die Staatsholding ÖIAG_als Verkäufer ziemlich unter Druck bringen. Bieten beispielsweise die Russen mehr, wäre ein Zuschlag an die Deutschen beihilferechtlich schwer erklärbar. Brüssel wird diesen Aspekt nach den Verstößen rund um den Verkauf der Bank Burgenland mit Argusaugen beobachten.

Die Preisvorstellungen, die derzeit genannt werden, muten recht illusorisch an. Nur weil die "Starken und Großen" im Rennen um die AUA sind, wie Ötsch kundtat, hat die ÖIAG_den Jackpot noch lange nicht geknackt. Die verpflichtende Teilnahme österreichischer Aktionäre wird den Erlös überdies schmälern, weil ein Verkauf an einen strategischen Partner und an Vertreter nationaler Interessen widersinnig ist. Die Strategie ist ziemlich abgehoben - und dürfte der AUA_eine harte Landung bescheren. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13./14.9.2008)