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Josef Ackermann hat vielleicht bald ein Postsparbuch.

Die spanische Santander Bank geht leer aus, das Rennen um die deutsche Postbank hat der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, gemacht. Er wird zunächst für 2,8 Milliarden Euro 29,75 Prozent der Post-Tochter übernehmen, zahlt die 57,25 Euro pro Aktie bar und plant zur Finanzierung eine Kapitalaufstockung von zwei Milliarden Euro. Damit entspricht der Kaufpreis einem Aufschlag von 31 Prozent auf den aktuellen Aktienkurs von 43,70 Euro.

Weil die Deutsche Bank somit unter der Schwelle von 30 Prozent Beteiligung bleibt, muss sie kein Übernahmeangebot unterbreiten. Doch Ackermann hat durchaus Appetit auf noch mehr Postbank - zumal er mit diesem Geschäft nach der Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank vor zwei Wochen wieder ganz klar die Nummer Eins in Deutschland ist. Die Deutsche Bank bekommt von der Post die Option, ein weitere Aktienpaket von 18 Prozent für je 55 Euro je Aktie zu erwerben. Ein bis zwei Jahre nach dem ersten Deal könnte dann dieser zweite über die Bühne gehen. Insgesamt wird der Wert der Postbank, die seit Beginn des Jahres ein Drittel ihres Aktienwerts verloren hat, somit mit neun Milliarden Euro beziffert.

24 Millionen Kunden

Nachdem das Geschäft besiegelt war, herrschte auf beiden Seiten Zufriedenheit. "Wir reduzieren die Komplexität des Konzerns und erhöhen die Transparenz" , sagte Post-Chef Frank Appel. Soll heißen: Die Post konzentriert sich wieder auf ihr Kerngeschäft Logistik und Briefzustellung. Auch Ackermann sieht eine "glänzende, gemeinsame Zukunft" . Durch den Zusammenschluss entsteht ein Verbund von fast 24 Millionen Kunden, wobei 14,5 Millionen bei der Postbank sind, die in Deutschland auch das dichteste Filialnetz hat. Recht unterschiedlich sind aber die Unternehmenskulturen: Während die Deutsche Bank im globalen Investmentbanking tätig ist, lebt die Postbank, die 2004 an die Börse ging, vom kleinen Sparer.

Analysten meinen, dass Ackermann sich wegen der internationalen Finanzkrise wieder stärker auf das Privatkundengeschäft konzentrieren will, das bei der Deutschen Bank in den vergangenen Jahren eine untergeordnete Rolle gespielt hat. Anders als bei der Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank, die nun elf Millionen Kunden hat, wird die Marke Postbank bestehen bleiben. Es soll auch keine Filialschließungen und keinen Job-Abbau geben. (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13./14.9.2008)