Lesnewski engagierte für den frisch erworbenen deutschen Kanal "Das Vierte" (Logo) Quotenprofi Andorfer (re.).

F.: Das Vierte, Corn;Montage:Beigelbeck

Es wird pikant, wenn Dimitri Lesnewski und Josef Andorfer gemeinsam einen ernstzunehmenden Sender in Deutschland aufbauen wollen. Ein solcher Fernsehkanal muss den bestehenden Sendern wie der RTL-Gruppe oder ProSiebenSat.1 zwangsläufig Konkurrenz machen - oder das zumindest versuchen. Mit RTL haben beide ihre Erfahrung.

Gerhard Zeiler, heute Chef der internationalen RTL Group, holte den Oberösterreicher Josef Andorfer 1994 zum ORF, den der Wiener Zeiler damals gerade als Generalintendant leitete. Andorfer, erfahren von zehn Jahren bei Sat.1, machte Zeiler als Programmplaner und stellvertretender Programmintendant den Quotenmann.

Noch bevor Bertelsmann Zeiler zum RTL-Chef machte, holte RTL 2 Andorfer als Manager nach Deutschland. Andorfer trieb den Kanal vor allem mit Reality-TV ("Big Brother" ) in bisher unerreichte Quotenhöhen.

Doch den Gesellschaftern steuerte Andorfer RTL 2 zu unabhängig: Er kaufte Programmhändler Herbert Kloiber (ATV) zu wenige Filme und Serien ab; und er scherte aus der Werbevermarktung von RTL, inzwischen geführt von Zeiler, aus. 2005 musste Andorfer RTL 2 abgeben. Es wäre kein Wunder, wollte er es den RTL-Sendern nun zeigen, ein bisschen zumindest.

Das Geld dafür hat Lesnewski. Der Russe hat in seiner Heimat den Privatsender Ren-TV aufgebaut und seine Anteile 2005 RTL verkauft, auch weil er wegen seines Kreml-kritischen Kurses unter Druck geriet. Mit dem Geld wird er nun in Deutschland aktiv. 13 Millionen Euro soll Lesnewski dem US-Network NBC für Das Vierte bezahlt haben. Andorfer berät ihn bei der Programmreform.

Lesnewski gefallen US-Nachrichtenshows und -satiren wie die "Daily Show" von John Stewart. Derlei schwebt ihm auch vor. "Informationsprogramme sind in Deutschland meist sehr seriös" , zitiert ihn die Financial Times Deutschland.

Eingekauft hat er für das Vierte "30 Rock" , eine NBC-Satireserie auf einen US-Fernsehkonzern. Zudem "Edel &Starck" , das bei Sat.1 erfolgreich lief. An Filmen etwa nicht mehr ganz frische Erfolgsware wie "Titanic" und "Schindlers Liste" oder auch "Memento" . Pokersendungen sollen verschwinden. Die FTD meldet, Lesnewski wolle einen "Qualitätssender" aufbauen.

Low Budget in Österreich

In Österreich verfolgt Andorfer als Fernsehmacher seit Dezember eher das Gegenteil. Nicht Trash und Reality, aber schon etwas ältere Serien zu möglichst günstigen Preisen spielt er auf Austria 9 ab, jeweils eine den ganzen Abend.

Austria 9 gehört zu 51 Prozent dem deutschen Burda-Verlag, zu 9 Prozent der Produktionsfirma von dessen Manager Helmut Markwort (Focus). Andorfer hält 25 Prozent, 10 Sendergeschäftsführer Conrad Heberling, den Rest eine Produktionsfirma. (Harald Fidler/DER STANDARD, Printausgabe, 12.9.2008)