Jeder weiß, dass es falsch ist, und trotzdem wird der Fehler immer wieder gemacht: Unternehmen sparen in schwierigen Zeiten an ihrer Kommunikation. Gerade jetzt, wo es wichtig ist, Kunden, Anleger etc. an sich zu binden. Die einfachste Reaktion ist der Rückzug ins Schneckenhaus und zu warten, bis der Sturm wieder vorbei. Oft kommt man erst in der Ruhephase drauf, dass man im Sturm einige Wegbegleiter verloren hat.

Börsenotierte Unternehmen kommunizieren mit ihren Anlegern über Mittel der Investor Relations. "Investor Relations" wird definiert als Marketingaktivitität, um gegenwärtigen und zukünftigen Investoren ein korrektes Bild über die Performance und die Aussichten des Unternehmens zu liefern. Sie kombiniert dabei Mittel der Kommunikation mit jenen des Finanzwesens.

Das wichtigste Mittel ist Glaubwürdigkeit. Sie ist eine zarte Pflanze; wenn sie einmal verloren ist, dauert es lange, sie wieder zurückzugewinnen. Andererseits kann Glaubwürdigkeit zu einer tiefen Verwurzelung verhelfen. Investoren stehen dann hinter dem Management, wenn es sie braucht.

Glaubwürdigkeit bedeutet aber, dass man sich auch in schlechten Zeiten nicht versteckt. Es gilt nun die Investor-Relations-Strategie den Umständen anzupassen. Neue Anleger werden kaum zu finden sein, vielmehr sind die bestehenden bei der Stange zu behalten.

Das ist nicht die Zeit großer Versprechungen. Langfristige Ausblicke und Ziele sind jetzt kaum zielführend; die Investoren erwarten nicht, dass die Unternehmen die Zukunft besser einschätzen können als der Rest der Welt.

Keinerlei Einschränkungen darf es an einer weiterhin transparenten Darstellung der Ergebnisentwicklung geben. Daneben wollen Investoren wissen, wie man mit der Situation zurechtkommt und welche Maßnahmen gesetzt werden, mit denen man auf die rückläufige Nachfrage reagiert. (Hans Fruhmann/DER STANDARD, Printausgabe, 6./7.9.2008)